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Friesinger rebelliert gegen Teamarzt

Eisschnelllaufverband droht Konsequenzen an

  • Lesedauer: 2 Min.

Zoff um den Arzt, Unruhe im Olympia-Team: Anni Friesinger-Postma (Foto: dpa) hat mit ihrer Kritik an der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft DESG wegen der Nominierung von Mannschaftsarzt Gerald Lutz eine breite Kontroverse losgetreten. »Mit Drohungen setzt man Sportler so unter Druck, dass sie in ihrer Leistung limitiert sind«, erklärte Friesingers Vertrauensarzt Volker Smasal am Donnerstag. Er reagierte damit auf die harschen Worte von DESG-Präsident Gerd Heinze.

Dieser hatte tags zuvor von möglichen »Konsequenzen« gesprochen, falls sich Friesinger mit ihren Äußerungen auf Kosten des Teams zu profilieren versuche. Rückendeckung erhielt der Mediziner Lutz vom Großteil des Eisschnelllauf-Teams, das am Donnerstag nach Vancouver abreiste. Die 16-malige Weltmeisterin Friesinger hatte erklärt, sie sei »enttäuscht von der Verbandsspitze« und fühle sich »im Stich gelassen«.

Lutz hatte im Februar 2009 nach dem Bekanntwerden der erhöhten Retikulozytenwerte von Claudia Pechstein in Abstimmung mit der Teamleitung die Diagnose eines grippalen Infekts gestellt. Daher lehnt Friesinger jegliche Behandlung durch ihn ab und hatte bereits seit Sommer dafür gekämpft, dass möglichst Smasal, bis 2006 selbst DESG-Teamarzt, mit nach Vancouver reisen darf. Smasal hatte im Sommer 2008 die Knieoperation bei Friesinger vorgenommen.

Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), versuchte, die Kritik von Friesinger zu relativieren. »Das ist sicher der Aufregung vor den Olympischen Spielen geschuldet. Aber wir können nicht für jeden Athleten einen persönlichen Arzt mitnehmen«, sagte Bach. Friesinger wird nun vom Teamarzt der Shorttracker, Mario Bottesi, betreut. »Dies ist ein Kompromiss, aber nicht die optimale Lösung zur Betreuung einer so verdienstvollen Athletin«, sagte Friesingers Manager Klaus Kärcher.

Hingegen stellte sich der Großteil der Mannschaft demonstrativ auf die Seite von Lutz. »Ich stehe voll hinter Doktor Lutz und habe 120-prozentiges Vertrauen zu ihm«, sagte Olympiasiegerin Daniela Anschütz-Thoms. »Er betreut Tag und Nacht und nimmt ungewöhnliche Strapazen auf sich«, fügte sie hinzu. Unverständnis äußerte Monique Angermüller: »Ich kann das nicht verstehen. Wir sollten froh sein, dass wir einen so engagierten Arzt haben«.

»Anni will doch nur einen Schuldigen suchen, falls es bei Olympia nicht gut läuft«, vermutet Robert Lehmann. »Sie steht mit ihrer Meinung mit Sicherheit ganz allein. Das Engagement von Lutz ist einmalig«, beteuerte der Erfurter. Gold-Hoffnung Jenny Wolf ging routiniert mit der Aufregung um. »Es war fast klar, dass vor Olympia noch irgendetwas kommt. Wir sind ja Unruhe gewohnt«, sagte die Weltmeisterin. dpa

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