- Kommentare
- Kommentiert
Vorschuss ohne Verdienst
An der Rhetorik wird Barack Obama nicht scheitern. Mit bescheidenen und wohlbedachten Tönen hat der USA-Präsident in Oslo den Wechsel auf die Zukunft entgegengenommen, der ihm in Form des Friedensnobelpreises übergeben wurde. Noch ist der Wechsel nicht geplatzt und Obama zeigte sich des umstrittenen Zuschlags für den »Oberkommandierenden einer Nation im Krieg« bewusst. Doch im Sinne des Erfinders Alfred Nobel, der den Preis an jemand vergeben sehen wollte, »der am meisten oder am besten auf die (...) Abschaffung oder Verminderung stehender Heere (...) hingewirkt« hat, ist die Entscheidung des Nobel-Komitees sicher nicht. Rekordrüstungshaushalt und massive Aufstockung des Truppenkontingents in Afghanistan sprechen für ein Frieden Schaffen mit immer mehr Waffen. Wo das in der Geschichte funktioniert hat, lässt Obama indes ebenso offen wie die ihn Auszeichnenden.
Fraglos hat Obama ein ruinöses Erbe von Bush angetreten: ob die Kriege in Irak oder Afghanistan oder das marode Wirtschafts- und Gesundheitssystem. Der Baustellen sind viele. Praktisch ist Obama bisher über eindrucksvolle Reden und Vorsätze nicht hinausgekommen. Atomwaffenfreie Welt ja, Abrüstung vorerst nein. Versöhnung mit der arabischen Welt ja, Forderung nach sofortigem Siedlungsstopp in den von Israel besetzten Gebieten nein. Bislang ist Obama ein Ankündigungs- und Rhetorikweltmeister. Einen Nobelpreis verdient das nicht.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.