Herberge für todkranke Menschen

Erstes katholisches Hospiz in Berlin eingeweiht / Es will Leben ermöglichen »bis zuletzt«

  • Sarah Liebigt
  • Lesedauer: 3 Min.
Das Caritas-Hospiz Pankow öffnet im Januar 2010.
Das Caritas-Hospiz Pankow öffnet im Januar 2010.

Die Sonne scheint durch die kahlen Äste, zwischen den geschwungenen Wegen und kugligen Büschen sind Männer dabei, das letzte Laub des Herbstes zusammenzuharken. In dem kleinen Park rund um das Klinkergebäude ist trotz Straßennähe kaum etwas vom Pankower Zentrumslärm zu hören. Auf zwei Etagen wird hier im Januar 2010 das erste katholische Hospiz Berlins, das Caritas-Hospiz Pankow eröffnet.

Am Montagnachmittag wurde das Hospiz mit Festakt und Gottesdienst eingeweiht. Georg Kardinal Sterzinsky zelebrierte den Festgottesdienst. Der Staatssekretär für Soziales, Rainer-Maria Fritsch, und der Pankower Bezirksbürgermeisters Matthias Köhne (SPD) waren zu den Einweihungsfeierlichkeiten geladen.

Der 4,5 Millionen Euro teure Flachbau unweit der Caritas-Klinik »Maria Heimsuchung« wurde im November fertig gestellt. Das Thema Tod habe den Planern zu schaffen gemacht, sagt Helmut Vollmar, Geschäftsführender Vorstand der Caritas-Krankenhilfe Berlin e.V. In Entwurf und Planung habe es durchaus Reibereien gegeben. Der Klinkerbau solle sich unterscheiden von der gegenüber gelegenen Kita und der typischen Innenarchitektur eines Krankenhauses oder Altersheimes, sagte dazu der Architekt Ulrich G. M. Meyer. Demnach solle die kompakte Hülle Schutz und Geborgenheit vermitteln und einen Rückzugsort darstellen.

Das Hospiz ist in zwei Bereiche eingeteilt. Der Wohntrakt mit Gemeinschaftsräumen, Küche und 14 Einbettzimmern ist durch einen Gang verbunden mit der Administration. Flure und Zimmer sind hell und freundlich – was die Klinkerhülle von außen nicht erwarten lässt. »Ein großes Wohnzimmer« sei Ziel der Innenarchitektur gewesen, eine Wohnküche abseits vom Krankenhausflair, sagt Architekt Meyer. Eine Besonderheit ist der »Raum der Stille«. Einen solchen Raum gebe es in vielen Hospizen, berichtet Vollmar. Im Pankower Neubau habe man jedoch viele Freiheiten in der Gestaltung gehabt. Der im Erdgeschoss gelegene Raum erstreckt sich über die Höhe beider Etagen und bietet die Möglichkeit, sich völlig vom Hospizalltag zurückzuziehen. Das einzige Fenster kann mit einer Schiebewand verschlossen werden.

Den künftigen Gästen ist es möglich, ihre Zimmer individuell zu gestalten, persönliche Dinge wie Lampen und Bilder sollen die Zeit im Hospiz annehmbar gestalten. Schwester Margret Steggemann, die in Zukunft die seelsorgerische Pflege übernehmen wird, betont diesen Aspekt. Das Haus solle eine Herberge für todkranke Menschen werden, »wir wollen Leben ermöglichen bis zuletzt«. »Einen freundlichen Ort für Menschen in dieser schweren Lebensphase zu schaffen, war uns eine Herzensangelegenheit«, sagt Vollmar.

Noch sind Gänge und Betten leer. Ab Januar 2010 sollen die ersten Gäste einziehen. Das Hospiz nimmt Menschen ab 18 Jahren auf, entschieden werde nach objektiver Notwendigkeit, sagt Joachim Müller, Hospiz- und Pflegedienstleiter. Grundsätzlich ist ein Hospizaufenthalt in der Leistung der Krankenkassen enthalten. Voraussetzung ist, dass die Erkrankung des Betroffenen nicht mehr geheilt werden kann, sondern nur noch deren Symptome behandelt werden (palliativ). Die Betreuung der Hospizbewohner übernehmen Krankenschwestern sowie seelsorgerisches Personal. Da die Finanzierung eines Hospiz' zu 90 Prozent von den Kassen übernommen und zu zehn Prozent vom Betreiber finanziert werden muss, ist auch das Hospiz Pankow auf ehrenamtliche Mitarbeiter angewiesen. Voraussetzung für die Arbeit im Hospiz ist eine Ausbildung, die die Caritas kostenfrei anbietet. Das Hospiz steht Gästen und ehrenamtlichen Mitarbeitern offen, unabhängig von Glaube oder Weltanschauung.

Am 15. Dezember veranstaltet das Hospiz einen Tag der offenen Tür: 14-20 Uhr, Breite Straße 44a

Schwester Margret im Raum der Stille
Schwester Margret im Raum der Stille
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