US-Ruf nach mehr Opferbereitschaft

Appell an Verbündete in Afghanistan / Aufbau von Stammesmilizen für Kampf gegen Taliban

  • Lesedauer: 3 Min.
Die USA-Regierung schraubt im Afghanistan-Krieg die Anforderungen an die Verbündeten nach oben. Das betrifft sowohl die Truppen stellenden NATO-Staaten als auch bestimmte afghanische Stammesmilizen.

Washington/Kabul (AFP/dpa/ND).

US-Verteidigungsminister Robert Gates hat auf einer Tagung in Halifax (Kanada) den Verbündeten gedankt, die Truppen in Afghanistan stationiert haben. Namentlich erwähnte er allerdings nur Staaten, die wie Großbritannien oder Kanada die US-amerikanischen Streitkräfte im umkämpften Südafghanistan unterstützen. Zugleich rief er die Verbündeten auf, zusätzliche Verpflichtungen einzugehen und zu größeren Opfern bereit zu sein.

Im Kampf gegen die Taliban haben die USA einem Pressebericht zufolge auch damit begonnen, den Aufbau lokaler Milizen zu unterstützen. Washington setze auf einen wachsenden Widerstand der afghanischen Stämme gegen die radikalislamischen Kämpfer, berichtete die »New York Times« am Sonnabend unter Berufung auf US- und afghanische Militärs. Der Plan sieht demnach vor, bewaffnete Milizen zum Schutz ihrer Dörfer auch in den Hochburgen der Taliban im Süden und Osten des Landes zu etablieren.

Ziel sei es, »die Menschen dazu zu bringen, sich selbst um ihre Sicherheit zu kümmern«, sagte ein ranghoher US-Militärvertreter der Zeitung. Um zu verhindern, dass die Milizen zu mächtig werden und es zu neuen Kämpfe um Einfluss und Vormacht kommt, sollen die Gruppen möglichst klein gehalten werden. Ihre Aufgabe solle sich zudem auf den Schutz ihrer Dörfer und die Bewachung von Kontrollposten beschränken.

Wie die Regierung in Kabul erklärte, wolle sie, um den Vorstellungen von USA und NATO nachzukommen, die afghanischen Militär- und Polizeikräfte auf 400 000 Mann ausbauen – mehr als doppelt so stark wie bisher angestrebt. Verteidigungsminister Abdul Rahim Wardak sagte am Sonnabend in Kabul, die Stärke der Armee solle auf 240 000 Mann steigen; derzeit stehen rund 93 000 Soldaten unter Waffen.

Dutzende Angehörige von Opfern des Luftangriffs auf zwei Tanklastzüge in Afghanistan fordern derweil Entschädigung von der Bundesregierung. Der aus Afghanistan stammende Bremer Rechtsanwalt Karim Popal sagte dem »Weser-Kurier« vom Sonnabend, er habe mit drei Kollegen einen entsprechenden Brief an das Verteidigungsministerium geschickt, in dem um Vorgespräche gebeten wird. Die Bremer Anwälte vertreten nach eigenen Angaben die Interessen von 78 afghanischen Familien der zivilen Opfer des NATO-Bombardements bei Kundus, bei dem am 4. September laut NATO bis zu 142 Menschen getötet wurden.

In Kabul ist am Samstag das vor allem von Ausländern genutzte Serena-Hotel Ziel eines Raketenangriffs geworden. Dabei seien vier Menschen verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium am Samstag mit. Bei der Explosion eines am Straßenrand versteckten Sprengsatzes starben in der Provinz Kandahar mindestens fünf afghanische Polizisten.

Trotz internationaler Milliardenhilfen für Afghanistan hat sich die Lage der Kinder seit der Vertreibung der Taliban vor acht Jahren kaum verbessert. »Die Kindersterblichkeit ist die höchste weltweit«, sagte die Vertreterin des UN-Kinderhilfswerks UNICEF, Catherine Mbengue, am Sonntag in Kabul. Sie verwies darauf, dass 70 Prozent der Bevölkerung keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser hätten. »Afghanistan ist für Kinder der schlimmste Platz der Welt«, ergänzte die afghanische Abgeordnete Fausia Kofi.

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