Der Knast
Another Glorious Day
Miraculous!«, sagte zu mir der Dramatiker Kenneth H. Brown nach der Wiederaufführung von »The Brig« (»Der Knast«) in der Berliner Akademie der Künste im Jahr 2008. Denn seit der 1963er Uraufführung in New York sei das Stück nicht wieder von den Bühnen der Welt verschwunden. Erstaunlich, in der Tat, denn unterhaltsam ist es nicht. Eher überkommt es einen wie ein Albtraum, wenn junge Marinesoldaten von ihren Feldwebeln geknechtet werden, bis sie sich beugen oder brechen.
Was Kenneth H. Brown vor einem halben Jahrhundert am eigenen Leib erdulden musste, ließ ihn ein Stück schreiben, das Guantanamo vorwegnimmt und auch die Hölle von US-amerikanischen Militärgefängnissen rund um die Welt. Karin Kapers und Dirk Szuszies' Dokumentarfilm »Another Glorious Day« hat die Berliner Aufführung dieses Stücks zum Inhalt, er zeigt, wie junge amerikanische Soldaten aus dem Schlaf geprügelt, in die Waschräume gehetzt, rund um die Uhr angebrüllt, auf die Knie gezwungen, zu Liegestützen verdammt und bis zur Erschöpfung umhergejagt werden. Vor weißen Trennungslinien haben die Männer stramm zu stehen, knochenbrechende Spatenarbeit müssen sie tun, oder bis zum Umfallen Fußböden schrubben – und dürfen von Glück sagen, wenn sie des Nachts für ein paar Stunden von all den Demütigungen und Plackereien befreit sind.
Dieser Dokumentarfilm will nicht unterhalten, und »glorious« ist er auch nicht – dafür aber bietet er Einsichten, die es in sich haben. Living Theatre – der Name ist Programm: der Film zeigt, die Truppe überzeugt nicht nur auf den Brettern einer Bühne, sondern auch draußen, auf der Straße. Vor dem Gebäude der Berliner Akademie der Künste, zum Beispiel, oder auf dem Kreuzberger Oranienplatz am 1. Mai 08. Solche Auftritte haben die Filmemacher gekonnt in den Streifen eingeblendet, und sie haben die Theaterleute selbst zu Wort kommen lassen: »Stop the War!« Aus ihrem Mund sind das mehr als nur drei gute Worte.
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