- Brandenburg
- Brandenburg
Fragen parieren, flott tanzen, fein singen
Im Star-Camp lernen Teenager die Grundlagen fürs Berühmtsein
Die kleine Lea zieht ihren schweren Rollkoffer hinter sich her. Für sie beginnt jetzt das Ferienabenteuer mit LaFee, einer bei jungen Jugendlichen beliebten Nachwuchssängerin. Neben Lea nehmen noch 20 weitere Teenager im Alter von zehn bis 17 Jahren am Star-Camp am Ufer des Werbellin-Sees nördlich von Berlin teil.
Hier werden die Kinder und Jugendlichen in einer Woche das lernen, was sie brauchen, »um ein Star zu sein«, heißt es bedeutungsschwer auf der Internetseite. Und weiter: »In den fünf Tagen im Camp dreht es sich nur um Musik, Dance, Präsenz und Style.« Eine perfekte Choreografie werde einstudiert, der Gesang von den Vocal-Coaches eingeübt und Interviewtraining angeboten – und das alles inklusive Verpflegung und Übernachtung für 400 Euro.
Die 18 jährige LaFee, die eigentlich Christina Klein heißt, ist das »Zugpferd« des Camps. Vor zwei Jahren hatte sie die Idee, eine Tanzschule zu eröffnen. Mit dem Star-Camp hat sie diese nun, erweitert um ein Gesangsangebot, in die Tat umgesetzt. Sie wird hier als Senior Star vorgestellt – mit 18 Jahren. Von ihren Erfahrungen als Star möchte sie den Kindern berichten.
Mitveranstalter Matthew Mockridge, ein Mann mit Baseballkappe und lässiger amerikanischer Kleidung, erklärt das Konzept des Camps: »Es gab in Deutschland kein Angebot, wo Kinder singen und tanzen können.« Im Star-Camp gehe es um positive Energie, Gemeinschaft, Gesundheit und junge Leute, die alle den gleichen Traum träumten. Dafür wurden »Coaches gepickt«, um den Kindern die »basics in singing und dancing« beizubringen, wie er sagt.
Das Star-Camp als »German Dream«? Bei Roxana (12) klingt das so: »Es ist eine besondere Möglichkeit, hier etwas zu lernen«, erzählt sie begeistert. Und zu den Kosten sagt sie: »Also, hm, es ist schon ein heftiger Preis, aber Mama war sich auch gleich im Klaren, dass es sich lohnt, dass ich viel lernen kann.«
Viel gelernt haben auch Max (17) und Lara (14) beim Interviewtraining. Als fiktive Rockband beantworteten sie Fragen zu ihrem neuen Album. Dafür gab LaFee ihnen Tipps zu Sitzhaltung, Sprache und wie sie auf indiskrete Fragen reagieren. Das Interview wurde auf Video aufgenommen und anschließend gemeinsam ausgewertet. Für Max war es »sehr interessant, sich selbst zu sehen. Wenn man so etwas später beruflich macht, wird es noch öfter passieren, dass man ein Interview machen muss«.
Das erste Tanztraining fand in einer betagten Sporthalle vor einer mobilen Spiegelwand statt. Coach Annika Michaelis erklärte ihren jungen Tanzschülern zu wummernden Beats das kleine Einmaleins des Aufwärmens. Begriffe wie pliée, flex, point und turn-out sollen die Tänzer bis zum Freitag dazu bewegen, die Knie zu beugen oder die Füße heranzuziehen, zu strecken oder nach außen zu drehen.
Am Freitag endete dann das letzte von drei Star-Camps in diesem Jahr in Deutschland. Wenn Lea, Roxana, Lara und Max und die anderen dann in ihr Leben ohne Blitzlichtgewitter zurückkehren, dürfte der Weg zum Star trotz des Camps kaum weniger steinig geworden sein.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.