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Ede und Kuno
Tiger-Nachwuchs im Berliner Tierpark nach Figuren von Erich Schmitt benannt
»Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt ... Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt«, heißt es in der Apostelgeschichte, die in diesen Tagen in christlichen Messen rund um den Globus gepredigt wird, von Suhl bis Sansibar und Sumtra. Indes, viel Unheiliges ist in der Welt. Hass, Gewalt, Zwietracht, Krieg ... Heiliger Geist der Brüder- und Menschlichkeit will sich nicht ausgießen. Da freut man sich über die wenigen erfreulicheren Nachrichten:
Der Berliner Tierpark hat süßen Nachwuchs. Zwölf Wochen sind die Sumatra-Tiger-Zwillinge alt und nun getauft worden. Ede und Kuno sollen sie heißen, verkündete Direktor Andreas Knieriem in Anwesenheit des indonesischen Vize-Botschafters. DDR-sozialisierte Bürger erinnern sich. Das waren zwei Figuren des Pressezeichners und Karikaturisten Erich Schmitt, der im März 100 Jahre alt geworden wäre. »Tierpark-Lehrling Ede« und »Ritter Kuno Wimmerzahn« kannte jeder im ostdeutschen Ländle, aber auch »Schwester Monika« und »Kollege Blech«, ein lustiger Roboter, Retter in allen Notlagen, antizipierte KI. Der gelernte Maschinenbauer, der vor allem für die »Berliner Zeitung«, die »Wochenpost« und den »Eulenspiegel« arbeitete, übersetzte auch biblische Mythologie für den realsozialistischen Alltag, so mit »Adam und Evchen« oder »Arche Noah«, deren Bau fast an überbordender Bürokratie im Arbeiter- und Bauernstaat gescheitert wäre. Ob Schmitt, 1984 verstorben, an den Heiligen Geist glaubte, ist nicht überliefert. Mit seinem Weltraumabenteurer Karl Gabel, beleibt und gemütlich wie er selbst, hat er sich jedenfalls himmelan und in die Weiten des Alls begeben, auf der Suche nach Außerirdischen. Die »Großen Schmitt-Bücher« waren Bestseller und Bückware und der urgemütliche Urberliner mit Schnauz und weißer Schiffermütze schon zu Lebzeiten eine Legende. Wie Heinrich Dathe, über drei Jahrzehnte Direktor des Berliner Tierparks und gleichfalls unvergessen. Der leidenschaftliche Zoologe (1910–1991) hätte sich gewiss auch über die Namensfindung für die Tiger-Babies nach Kultfiguren seines besten »Publicitymenschen« gefreut.
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