29-Euro-Ticket in Berlin: Verzögerungen im Betriebsablauf

Aus einem Vorverkaufsstart zum 8. April wird nichts – nach interner Kritik stellt sich die SPD hinter ihr Prestigeprojekt

Versprochen ist versprochen: Berliner*innen warten am Alexanderplatz auf einen verspäteten Zug.
Versprochen ist versprochen: Berliner*innen warten am Alexanderplatz auf einen verspäteten Zug.

Das 29-Euro-Ticket wird wohl in Berlin eintreffen – dann aber mit quietschenden Rädern und zumindest zwischenzeitlicher Verspätung. Wie die Senatsverkehrsverwaltung mitteilt, wird der Vorverkauf des preiswerten Tickets »entgegen anderslautender Berichterstattung« wohl doch nicht am 8. April beginnen. Derzeit gebe es noch Abstimmungen mit den Verkehrsunternehmen, schuld sei der umfangreiche vertriebliche Vorlauf des Projekts.

So vermeldet es der »Tagesspiegel« am Montag. Eine eigens veröffentlichte Erklärung aus dem Haus der CDU-Verkehrssenatorin Manja Schreiner gibt es zunächst nicht. Konkrete Angaben zum Ticketstart lassen ebenso auf sich warten. Allzu viel Zeit bleibt allerdings nicht: »Angestrebt ist der Frühsommer 2024«, heißt es auf der Webseite der S-Bahn Berlin.

Jüngst hatte die Kritik am 29-Euro-Ticket zugenommen. Tino Schopf, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, weist sie zurück. »Es gibt da gar keine Diskussion«, sagt er zu »nd«. Genauso wie SPD-Landesgeschäftsführer Sven Heinemann bekräftigt er am Montag den Plan, das 29-Euro-Ticket einzuführen. »Wir haben den Menschen etwas versprochen und darauf haben sie jetzt ein Anrecht.« An welchen Stellen stattdessen wie stark gespart werden könne, darüber müsse sich der Senat erst noch klar werden. Eine wichtige Rolle, so Schopf, spiele dabei die noch ausstehende Steuerschätzung. Entsprechende Gespräche würden nach ihrem Eintreffen geführt.

Das SPD-Wahlversprechen soll eine Menge Geld kosten, und das, obwohl der Senat 2024 noch 1,75 Milliarden Euro einsparen muss. Die Linke hat sich bereits gegen das Ticket positioniert und auch die Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus forderte am Wochenende, dass Schwarz-Rot für Klarheit bei den Sparplänen sorgt. Selbst aus den Reihen der SPD waren Zweifel laut geworden: Kian Niroomand und Nicola Böcker-Giannini, Vertreter*innen von gleich zwei der drei Duos, die sich für den SPD-Landesvorsitz bewerben, hatten das Vorzeigeprojekt ihrer Partei infrage gestellt. Am Montag halten sich Kritiker*innen aus der Landespartei allerdings bedeckt. Auf einen kurzfristigen Stopp des Tickets will offenbar niemand pochen.

Als Alternative wurde unlängst eine Rabattierung des bestehenden 49-Euro-Tickets des Bundes ins Spiel gebracht. »Wir sollten besser Teil der deutschlandweiten Lösung sein«, sagt Oda Hassepaß (Grüne), Verkehrsexpertin im Abgeordnetenhaus, zu »nd«. Menschen mit wenig Geld wie Azubis, Studierende und Senior*innen sollten diejenigen sein, die von einem niedrigeren Ticketpreis profitieren. Zudem setze man sich als Grünen-Fraktion für ein bundesweites Sozialticket für 29 Euro auf Basis des Deutschlandtickets ein.

»Für Pendler*innen ist das ein Anreiz, mit dem Auto noch weiter in die Stadt hineinzufahren, bevor sie auf den Nahverkehr umsteigen«, führt Hassepaß aus. Das 29-Euro-Ticket soll lediglich im Tarifbereich AB gelten. Mit 300 Millionen Euro im Jahr sei der »AB-Alleingang« zehnmal so teuer wie die Ermäßigungslösung der Grünen, so Hassepaß. Andere Städte hätten bereits gezielt gehandelt. »Berlin aber ringt noch mit dem Giffey-Modell, das ein absurdes, nicht mit dem VBB und Brandenburg abgestimmtes Wahlversprechen der SPD war.«

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