- Kommentare
- Neue EU-Verordnung
»Störerdatei« durch die Hintertür
Matthias Monroy zur neuen EU-Polizei-Verordnung
Die auf EU-Ebene nun auf den Weg gebrachte Prüm II-Verordnung zwingt einige der Schengen-Staaten, die bislang keine Dateien für durchsuchbare Gesichtsbilder führen, zur Einrichtung solcher Systeme. Die sollen dann für Behörden anderer Staaten geöffnet werden.
Viel weitgehender ist die Vernetzung von »Kriminalakten«, die von der Polizei zu einzelnen Verdächtigen geführt werden. Nicht nur Staaten wie Polen, Italien oder Griechenland nutzen polizeiliche Ermittlungen auch zur politisch motivierten Verfolgung von Flucht- oder Abtreibungshelfern. Mit der neuen Verordnung können die Behörden nun europaweit belastendes Material gegen die unliebsamen Bewegungen zusammentragen.
In Wiesbaden reibt sich das BKA die Hände, denn über den Austausch von »Kriminalakten« können nun Informationen über sogenannte »Störer« geteilt werden. Eine solche »EU-Troublemaker-Datei« fordern deutsche Innenpolitiker seit 22 Jahren nach jedem erfolgreichen Gipfelprotest, nun kommt sie durch die Hintertür. Die Prüm II-Verordnung ist deshalb eine Katastrophe nicht nur für linke Aktivisten, sondern für die Bürgerrechte in Europa.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.