Neubau-Pläne in Lichtenberg: Großprojekt Fennpfuhler Tor

An der Storkower Straße in Berlin entsteht ein Hochhausquartier samt Parkhaus. Die mögliche Verlängerung der A100 musste miteinkalkuliert werden

Bummeln, parken, wohnen und natürlich arbeiten: So ähnlich könnte es aussehen, das neue Quartier in Fennpfuhl.
Bummeln, parken, wohnen und natürlich arbeiten: So ähnlich könnte es aussehen, das neue Quartier in Fennpfuhl.

Eine große Garagenanlage, halb zerfallene Gewerbegebäude aus DDR-Zeiten und ein Gebrauchtwagenhändler: Sie alle sollen weichen für das, was in einigen Jahren zum Gesicht des Lichtenberger Ortsteils Fennpfuhl werden soll. An der Storkower Straße planen die Grundstückseigentümer ein neues Quartier – das sogenannte Fennpfuhler Tor. Rund 1500 Menschen werden hier laut Berliner Immobilienmanagement GmbH (Bim), Otto Wulff Projektentwicklung GmbH und der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Howoge ein Zuhause finden.

»Azubis und Studierende, die hier eine Wohnung suchen, haben große Probleme, aber eben auch diejenigen, die Familien gründen oder Menschen, die älter werden«, sagt der Lichtenberger Baustadtrat Kevin Hönicke (SPD) bei der Kürung des städtebaulichen Siegerentwurfs am Freitag in der Fennpfuhler Kreativwerkstatt der Howoge. Sie alle sollen Hönicke zufolge vom prominent an der Grenze zu Friedrichshain und Prenzlauer Berg gelegenen Großprojekt profitieren. Barrierefrei und kostengünstig werde das Lichtenberger Quartier. Gemeinsam mit den Eigentümern und Anwohner*innen wolle der Bezirk »etwas Tolles auf die Straße bringen«.

Zwölf Planergemeinschaften haben am Planungswettbewerb teilgenommen, unter anderem aus Barcelona und Amsterdam. Den Zuschlag erhält schließlich ein Entwurf aus Berlin, Rotterdam und Weimar, eingereicht von dem Planungsbüro MLA+ sowie der Landschaftsarchitektin Lysann Schmidt. »Ich freue mich, dass sich so viele internationale Büros beworben haben, hier mitzuspielen«, sagt Hönicke und lobt die Strahlkraft Lichtenbergs.

Tatsächlich will man am Fennpfuhler Tor hoch hinaus: Drei achtgeschossige Hochhäuser werden das Areal mit Blick zum S-Bahngraben hin abschließen. Sie dienen als Lärmschutz für die hinter ihnen liegenden, grünen Innenhöfe. »Man kombiniert eine hohe bauliche Dichte mit hoher Freiraumqualität«, sagt Maximilian Müller von MLA+. Das Projekt könne »neue Impulse« für das gesamte Quartier liefern, seinen Beitrag zur nachhaltigen Stadtentwicklung leisten. Müller und Schmidt versprechen lebenswerte Freiräume, begrünte Dächer und Möglichkeiten zur Speicherung von Regenwasser. Auch zum Erhalt von Insekten und Bestäubern möchte das Team mit seinem Entwurf etwas beitragen. Die derzeit noch überwiegend geschlossenen Flächen sollen mindestens zur Hälfte entsiegelt werden.

Auf dem rund drei Hektar großen Gelände soll allerdings nicht nur Platz für Privatwohnungen und für Geflüchtete sein, die durch die Baumaßnahmen ihre aktuelle Unterkunft verlieren werden. Räume für Verwaltung, Gastronomie und Nahversorgung sind ebenso geplant wie Büroflächen und sogar Ateliers. All das klingt ambitioniert, andernorts im Fennpfuhl sind jedoch leere Ladenzeilen zu finden, gerade im mehr oder weniger gescheiterten Kiez-Center »Castello«. Nur wenige Meter vom Fennpfuhler Tor entfernt befindet sich mit dem Storkower Bogen zudem ein Anlaufpunkt in unmittelbarer Nähe zur Haltestelle.

Eine der größten Herausforderungen stellt laut Müller die umstrittene Stadtautobahn A100 dar. Deren mögliche Verlängerung bis zur Storkower Straße musste der Städteplaner im Konzept berücksichtigen. Sollte auf den Ausbau doch noch verzichtet werden, entstünden trotz eingebüßter Baufläche Vorteile: »Wir verstehen diese Besonderheit als Chance, hier einen städtischen parkartigen Freiraum mit vielfältiger Programmierung und Angeboten insbesondere für junge Bewohner zu etablieren.«

Zugleich soll von der den S-Bahngraben überquerenden Thaerstraße aus ein neuer Zugang in den Kiez geschaffen werden. Eine Verlängerung der Straße führt von der Stadtmitte aus in den Ortsteil hinein: das Fennpfuhler Tor. Eingerahmt wird die Schneise von einem der drei Hochhäuser – und einem großen Parkhaus, das die Straßen des Quartiers von Autos befreien soll. Ein Modulsystems ermöglicht außerdem, das Parkhaus in einer autofreieren Zukunft zum Wohnhaus umzufunktionieren. Von den niedrigeren Plattenbauten der angrenzenden Arthur-Weisbrodt-Straße und deren Balkonen liegt es nur wenige Meter entfernt.

Bis zur Realisierung des Fennpfuhler Tors werden noch Jahre vergehen. Sowohl das Rahmenplanverfahren und das Bebauungsplanverfahren stehen noch bevor, mit Baubeginn wird frühestens Mitte 2026 gerechnet. Wann die Bauten, für die dementsprechend auch noch keine architektonischen Entwürfe vorliegen, schließlich vollendet werden, ist unklar.

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