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- Kommunalisierung
Ohne Aufzug im Hochhaus
Kaputte Fahrstühle und Asbest: In kommunalisierten Wohnungsbestände gibt es zahlreiche Baustellen
Wenn in einem 17-geschossigen Wohnhaus der Aufzug ausfällt, ist das nicht zuletzt für gehbeeinträchtigte Bewohner ein Horrorszenario. In der Westerwaldstraße 1 in Spandau passiert das nicht zum ersten Mal. Erst fiel Anfang März einer der beiden Aufzüge aus, nun in der vergangenen Woche auch noch der zweite. »Die grundlegende Sanierung der beiden Aufzüge in der Westerwaldstraße 1 wird in diesem Jahr geplant«, sagt Ulrich Kaliner, Sprecher der Berlinovo. »Bis dahin werden die beiden Aufzüge in der Westerwaldstraße 1 in etwaigen Störungsfällen von der Wartungsfirma weiterhin schnellstmöglich repariert«, versichert er.
Die landeseigene Berlinovo hatte das Haus mit dem Jahreswechsel von der Deutsche Wohnen übernommen. An eine Mieterin, die sich über den ausgefallenen Aufzug beschwerte, schrieb ein Mitarbeiter der Berlinovo: »Leider ist uns von der Deutsche-Wohnen-Gruppe der technische Zustand der Aufzüge im Objekt Westerwaldstraße 1 nicht ausführlich kommuniziert worden.« Man hätte lediglich die Information erhalten, dass die Aufzüge vermehrt ausfielen.
»Bedenkt man, dass die Berlinovo das maßgebliche Objekt Westerwaldstraße 1 im Paket mit rund 2800 Wohnungen bereits im September 2021 gekauft hat, so ist es unverantwortlich, dass bis zum heutigen Tage anscheinend keine vernünftige technische Bestandsaufnahme stattgefunden hat«, sagt Marcel Eupen vom Alternativen Mieter- und Verbraucherschutzbund. Die Berlinovo hätte sich nicht auf die Angaben der Deutsche Wohnen verlassen dürfen, sondern hätte die Bestände selbst prüfen müssen. Eupen fordert, dass diese technische Bestandsaufnahme für alle 2800 Wohnungen im Falkenhagener Feld nachgeholt werden müsse – auch hinsichtlich der Heizungsanlagen und möglicher Asbestbelastungen. »Die Häuser im Falkenhagener Feld dürfen nicht weiter verkommen, sondern sind technisch zu sanieren, damit sie heutigem Standard entsprechen«, so Eupen.
Zuletzt hatte die Antwort auf eine parlamentarische Anfrage des Grünen-Abgeordneten Andreas Otto gezeigt, dass alle landeseigenen Wohnungsunternehmen in Berlin von zusammen 55 000 asbestbelasteten Wohnungen in ihren Beständen ausgehen. Die größten landeseigenen Asbestbestände gibt es den Zahlen zufolge in den Bezirken Neukölln, Spandau und Tempelhof-Schöneberg. Allein im vergangenen Jahr seien 11 500 Asbestwohnungen angekauft worden.
Schon im Zuge des Verkaufs der 20 000 Wohnungen von Deutsche Wohnen und Vonovia an das Land Berlin im Jahr 2021 wurde vor dem Ankauf asbestbelasteter Wohnungen im Falkenhagener Feld gewarnt.
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