Kleben als weihnachtliche Provokation

Robert D. Meyer über Steinmeiers Weihnachtsansprache

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Es mag mit seinem Amt zu tun haben, doch ebenso ist aus Frank Walter Steinmeiers Jugend- und Studienzeit nicht bekannt, dass der heutige Bundespräsident ein Stürmer oder gar großer Dränger gewesen wäre. Über den früheren Außenminister heißt es stattdessen leicht ironisch, er sei »als Diplomat geboren«. Revolutionäre werden mit 26 Jahren schließlich keine Referenten in der niedersächsischen Staatskanzlei. Solche ausgleichenden Charaktere braucht es zweifellos in der Politik. Wundern darf es dann aber nicht, dass Steinmeier in seiner Weihnachtsansprache in Richtung Jugend erklärte, diese solle kritisch sein, »ohne der Sache des Klimaschutzes zu schaden, indem sie andere gegen sich aufbringen«.

Gemünzt war das auf die Letzte Generation. Es ist vielsagend, dass 2022 der Einsatz von ein paar Tuben Sekundenkleber ausreicht, um nicht nur ungeschminkte Law-and-Order-Fantasien vieler Konservativer freizulegen, sondern auch noch Eingang in die Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten zu finden. Steinmeier (Jahrgang 1956) ist alt genug, um zu wissen, dass frühere Protestbewegungen zu wesentlich drastischeren Maßnahmen griffen, um sich Gehör zu verschaffen.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.