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Hannes Gnauck: Identitärer Hipster
Hannes Gnauck ist neuer Vorsitzender der Jungen Alternative
Die Gesamtpartei mag noch nicht stramm hinter Björn Höckes Kurs stehen, in der Jugendorganisation ist der Faschist schon um einiges weiter. Zumindest dürfte der Thüringer AfD-Chef erfreut über eine Personalentscheidung sein, die die Junge Alternative (JA) am Wochenende auf ihrem Bundeskongress in Apolda traf. Neu gewählter Vorsitzender des Parteinachwuchs ist Hannes Gnauck: 31 Jahre alt, Bundestagsabgeordneter, ausgebildeter Fitnesskaufmann, Ex-Zeitsoldat und tief im völkisch-nationalistischen Lager verwurzelt. Strategisch verkörpert Gnauck exakt das, was Höcke will: Eine AfD, die in den Parlamenten sitzt, aber ihre Verankerung auf der Straße sieht. In den sozialen Netzwerken betont Gnauck, wie gerne er Anzug und Krawatte in die Ecke hängt, um »sportlich auf Demonstrationen unterwegs zu sein«.
Genau das schrieb der Uckermärker über ein Foto auf Facebook, das ihn in Trainingsjacke gekleidet mit einigen Mitstreitern am Rande der AfD-Demonstration vor eineinhalb Wochen in Berlin zeigt. Pose und Inszenierung wirken, als stehe da kein Berufspolitiker, sondern der Anführer einer kampfbereiten Hooligantruppe. Ästhetisch beherrscht Gnauck ebenso den völkischen Hipster, was in der Bildsprache nicht nur zufällig an die extrem rechte Identitäre Bewegung erinnert. Die JA brüllte in Berlin auch ihre Parolen von der »Festung Europa« und die ebenso bei der Nazi-Kleinstpartei Der III. Weg beliebte Forderung »Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen«.
Gnauck gibt sich als Förderer völkischer Projekte. Im November 2021 erklärte er via Twitter, einen Teil seiner Kostenpauschale, die ihm als Abgeordneter zusteht, um seine politische Arbeit zu organisieren, an »Ein Prozent« sowie die Fluthilfeaktion des Compact-Magazins gespendet zu haben. Selbst der Militärische Abschirmdienst (MAD) sah Gnauck kritisch, stufte der Militärgeheimdienst ihn 2020 doch als »erkannten Extremisten« ein, als der Politiker noch Zeitsoldat war.
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