Die Hitzewelle

Wie es ist, wenn man selber die heiße Katze auf dem Blechdach ist

  • Hagen Bonn
  • Lesedauer: 2 Min.
Zumindest hat er bei der Hitze nicht so viel an.
Zumindest hat er bei der Hitze nicht so viel an.

Hitze stellt uns Menschen vor nicht zu unterschätzende Probleme. Nehmen wir nur die 30-Grad-Wäsche. Darf man die bei 40 Grad überhaupt auf die Leine hängen? Anderes Beispiel: Der wärmste Monat in Alaska ist Juli (durchschnittlich 16,9 Grad), der kälteste Monat dort ist der Januar (durchschnittlich -23,4 Grad). Die Spannbreite zwischen kältester und wärmster Zeit beträgt damit satte 40 Grad. In Deutschland ist auch der Januar der kälteste Monat (durchschnittlich −0,5 bis 0,4 Grad) und auch der Juli der wärmste (16,9 beziehungsweise 18,0 Grad). Die Spannbreite: Lächerliche 18 Grad. Der Sommer in Alaska ist also genauso warm… äh kalt wie bei uns. Statistisch gesehen ist es in Deutschland weder heiß noch kalt. Wir sind Mittelmaß, wie in allen anderen Bereichen auch. 

Andererseits erkennen wir Hitzeperioden in Deutschland eindeutig am Verfall der Sitten! Plötzlich muss man sich all die missglückten Tätowierungen auch außerhalb von Badeanstalten ansehen. Überall Flipflop-Geräusche. Sogar auf Waldwegen im Mittelgebirge. Damen halten sich quietschbunte PVC-Handpropeller vor die Nase, während ihre wohlbeleibten Männer karierte und bis oben zugeknöpfte Langhemden tragen. Darüber selbstverständlich eine Weste. Ihre Gesichter glänzen violett. Also ich weiß mir die Herz-Kreislauf-Todesrate bei Männern zu erklären. Die beginnt beim Herauslegen der Wäsche. Und sich dann beschweren, man müsse bei der Hitze ständig auf den Friedhof und gießen. Auch unsere Sprache ist bei Hitze seltsam anders, oder? Klingt wie Schwitzerdeutsch. 

Einmal ging ich im Urlaub durch die Hansestadt Greifswald. Da alle Studenten ferienbedingt exiliert waren, ging es dort ruhig und beschaulich zu. Bis auf die 36 Grad. Wahrscheinlich war ich schon einigermaßen dehydriert, als ich plötzlich im Dom St. Nikolai stand. Gott sei Dank. Ich bin Atheist. Jedenfalls war es da gut auszuhalten, was ich auch gleich dem Türsteher mitteilte, der ergeben nickte und anmerkte: „Heute ist der wärmste Tag, den wir je im Dom gemessen haben. 19 Grad.» Ich ließ mich eine halbe Stunde durch gotischen Backstein abkühlen und beschloss, einen Blick auf Jesus am Kreuz nehmend, jetzt doch wieder nach draußen zu gehen. Mir tat der Gottessohn da oben schon ein bisschen leid, denn der hatte ja kaum was an.

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