Mit einem Waidmesser gewappnet

Ehemaliger FDP-Landtagsabgeordneter Gregor Beyer als Geschäftsführer des Forums Natur verabschiedet

  • Matthias Krauß
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Wechsel an der Spitze des Forums Natur Brandenburg war am Montag auch ein Austausch politischer Meinungen in Landschafts- und Umweltfragen. Nach sieben Jahren als Geschäftsführer gab Gregor Beyer den Posten an Sabine Buder ab. In diesen sieben Jahren habe er von seiner Familie getrennt gelebt, begründete Beyer unter anderem seinen Entschluss, nunmehr die Funktion eines Beigeordneten für Landwirtschaft und Natur im Landkreis Märkisch-Oderland zu übernehmen.

Der dortige Landrat Gernot Schmidt (SPD) war insofern jetzt schon Beyers Chef, als Schmidt auch Vorsitzender des Forums Natur ist, einer 2015 gegründeten Dachorganisation, in der Landnutzer versammelt – wenngleich nicht unbedingt vereint – sind. Also Waldbesitzer, Angler, Jäger, Naturschützer und andere. Von seinem neuen Beigeordneten erwartet Landrat Schmidt, dass er in den vielen Streitfragen »nicht einseitig Position bezieht«. Mit Blick auf die Bestückung der Landschaft mit Windrädern und Solarfeldern sprach Schmidt vom »Druck, den ländlichen Raum in Industriegebiete zu verwandeln«. Die dort lebenden Menschen würden ihre ländliche Umgebung aber nicht als eine Wirtschaftsregion, sondern als Heimat ansehen. Schmidts Grußwort beim Termin des Forums Natur am frühen Montagabend war auch eine Verteidigung der Kiefer als »Brotbaum Brandenburgs«.

Das sah der anwesende Umweltminister Axel Vogel (Grüne) offensichtlich anders, der in seiner kurzen Rede einen Zusammenhang zwischen der märkischen Kiefern-Monokultur – »die wurden vom Menschen gepflanzt« – und den Großbränden der vergangenen Tage bei Treuenbrietzen und Beelitz herstellte. Nur sehr glückliche Umstände hätten verhindert, dass Ortschaften ein Opfer der Flammen geworden seien.

Immer wieder gelobt wurde die Fähigkeit des scheidenden Geschäftsführers Gregor Beyer, bei Konflikten zu moderieren. Dirk Wellershoff, Präsident des Landesjagdverbandes, sprach von den Beyer-Jahren als denen des guten Dialogs. Was aber die gegenwärtige Novellierung der Wolfsverordnung betreffe, sei man keineswegs zu einem Ergebnis gelangt. Wellershoff schenkte dem scheidenden Geschäftsführer Beyer ein blankes Waidmesser: »Damit du gewappnet bist, wenn es zum Ernstfall kommen sollte.«

Die zweite Hauptperson des Tages war Beyers Nachfolgerin Sabine Buder. Die Tierärztin hatte bundesweit Aufmerksamkeit erregt, als sie als Außenseiterin mit Friedrich Merz um den Posten des CDU-Bundesvorsitzenden konkurrieren wollte. Sie ist dann aber doch nicht gegen ihn angetreten. Wirklich kandidiert hat Sabine Buder im Jahr 2021 für den Bundestag, ist aber nicht in das Parlament hineingewählt worden.

Dass Sabine Buders politischer Hintergrund verantwortlich für ihre Berufung zur Geschäftsführerin des Forums Natur sei, wurde bestritten. Vielmehr wurde ihre Kompetenz und Einsatzbereitschaft hervorgehoben. In ihrer Antrittsrede bekundete Buder, die Interessen der brandenburgischen Landnutzer wirkungsvoll zur Geltung bringen zu wollen, als da sind: den Wald vor Schädigung schützen, Land- und Forstwirtschaft als Rohstofflieferanten stärken, die Landschaft als Lebens- und Erholungsraum entwickeln und Wild- sowie Fischbestände sichern.

Umweltminister Vogel betonte zur Verabschiedung von Gregor Beyer, seine Bekanntschaft mit ihm rühre aus einer Zeit, als Beyer für eine Partei, »die gegenwärtig nicht im Landtag vertreten ist«, Landtagsabgeordneter war. Es war die FDP. Inzwischen kann Beyer über sich sagen: »Ich bin ein einfaches Mitglied der FDP und ohne jegliche Funktion.« Vor der Landtagswahl 2014 war Gregor Beyer einst Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Landtagsfraktion. Damals war Andreas Büttner FDP-Fraktionschef. Der ist inzwischen zur Linkspartei übergetreten und wieder Landtagsabgeordneter. Warum er bei der Verabschiedung seines alten Parteifreundes nicht anwesend war? »Ich hatte keine Einladung«, erklärte Büttner am Dienstag. »Aber ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu Herrn Beyer.«

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