Macht die Corona-Impfung unfruchtbar?

Die Sorgen junger Menschen

  • Lesedauer: 3 Min.

Zur Behauptung, die Impfung mache Frauen oder Männer unfruchtbar, stellt das Robert-Koch-Institut (RKI) klar: »Diese Aussage ist falsch.« In den nicht-klinischen Studien habe es keine Hinweise auf das Auftreten von Unfruchtbarkeit nach der Impfung gegeben. In der Zulassungsstudie des Herstellers Biontech seien 12 Frauen unter den Geimpften und 11 Frauen in der Gruppe mit Placebo-Gabe innerhalb des Nachbeobachtungszeitrums von zwei Monaten schwanger geworden.

Das RKI verweist auch auf eine Studie aus Israel. Ausgewertet wurden Daten von 36 Paaren, die sich in einer Behandlung für eine künstliche Befruchtung befanden und sich in der Zeit impfen ließen. Bei Anzahl und Qualität der gewonnenen Eizellen sowie der untersuchten Spermienparameter habe es vor und nach der Impfung keinen Unterschied gegeben. Am Schiba-Krankenhaus bei Tel Aviv wurden bei 129 vollständig mit Biontech geimpften Frauen der Spiegel des Anti-Müller-Hormons überwacht. Das gibt Aufschluss darüber, wie viele Eizellen eine geschlechtsreife Frau produziert. Das Ergebnis: Die Impfung hat keinen Einfluss auf das Hormonlevel.

Nach einer Studie der University of Miami müssen sich auch Männer im Zuge der Corona-Impfung keine Sorgen um ihre Zeugungsfähigkeit machen: Vor und nach der Gabe von zwei Dosen eines mRNA-Impfstoffes waren die Spermien der untersuchten 45 Männer zwischen 18 und 50 Jahren gleich fit.

Wie aber konnte das Gerücht überhaupt entstehen? Eine Antwort darauf gaben Forscher der Universität Jena: Sie widerlegten eine im Internet verbreitete Behauptung, die nach der mRNA-Impfung vom Immunsystem gebildeten Antikörper richteten sich gegen Bestandteile der Plazenta. »Weder aus den bisherigen Erfahrungen mit Schwangeren, die an Covid-19 erkrankt sind, noch aus Sicht der Plazentaforschung lässt sich die Behauptung belegen«, sagt Ekkehard Schleußner, Direktor der Klinik für Geburtsmedizin.

Durch die mRNA-Impfung wird eine Art Spike-Protein des Coronavirus gebildet. Das Virusprotein weist in einem winzigen Teil eine Ähnlichkeit mit dem Protein Syncytin-1 auf. Dieses ist während einer Schwangerschaft an der Bildung der Plazenta beteiligt. Die Ähnlichkeit beschränke sich lediglich auf eine Sequenz von 5 von 1273 Aminosäuren im Spike-Protein beziehungsweise 538 Aminosäuren im Syncytin-1-Protein. Die Sequenzen seien nicht einmal identisch.

»Hier dürfte der Mythos seinen Ursprung haben«, so die Forscher in Jena. Seit Jahren würden in der Therapie bestimmter Autoimmunkrankheiten Antikörper gegen ein Protein genutzt, das dem Syncytin-1-Protein sehr viel ähnlicher sei. Zahlreiche Experimente hätten gezeigt, dass dies keinerlei Einfluss auf die Plazentaentwicklung habe.

Wenn die Impfung unfruchtbar machen würde, müsste es eine Corona-Infektion erst recht tun. Denn bei einer Infektion sei die potenzielle Antikörper-Bildung deutlich höher und auch unkalkulierbarer als bei einer Impfung.

Es gebe aber keine besondere Ähnlichkeit zwischen dem Spike-Protein von Sars-CoV-2 und dem für die Bildung der Plazenta wichtigen Protein Syncytin-1, erklärt der Virologe Lars Dölken von der Universität Würzburg. »Dass auch die Infektion mit Covid-19 unfruchtbar machen, wurde weltweit nicht beobachtet«, ergänzt das RKI.

Wie gefährdet sind Schwangere? Schwangere sind besonders gefährdet, schwer an Covid-19 zu erkranken. Das zeigen Daten der »Cronos-Registerstudie«, die den Zustand von Müttern und Babys untersucht, wenn sich die Mutter während der Schwangerschaft mit Covid-19 infiziert. Deshalb wird in den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission Frauen ab dem 2. Trimenon eine Corona-Impfung mit einem mRNA-Impfstoff empfohlen. dpa/nd

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