Nicht alles nur süß und flauschig

Dass Haustiere auf Instagram vermarktet und vermenschlicht werden, ist alles andere als niedlich

  • Julia Trippo
  • Lesedauer: 3 Min.

Auf Instagram bellt, miaut und zwitschert es gewaltig. Wer Zeit auf der Social-Media-Plattform verbringt, weiß, dass es hier an Selbstdarstellung nicht mangelt. So auch bei den süßen Vierbeinern. Hinz und Kunz präsentieren ihre Haustiere im richtigen Licht bei professionellen Fotoshootings, sie posten süße Videos oder ganz spontane Schnappschüsse aus dem Alltag. Hier der drollige Hund im Superheldenkostüm oder die Katze, die mit ihrem Schnurrbart aussieht wie Freddy Mercury, die Wellensittiche beim Quatschen oder die Meerschweinchen, wie sie gedankenversunken vor sich hin kauen.

An und für sich sind diese Tiervideos meist harmlos. Katzen, Hunde und Co. können im Alltag halt wirklich urkomisch sein oder einfach nur extrem niedliche Dinge machen. Doch oft schwingt so ein Beigeschmack von ungesunder Obsession mit, wenn das Tier auf Schritt und Tritt mit der Kamera verfolgt wird. Das ist bei Babys nicht okay und bei Tieren auch nicht. Sie können sich ja nicht wirklich dagegen wehren.

Denn schwierig wird es, wenn das Tier in seinem Wohlbefinden eingeschränkt wird. Möchte es überhaupt in ein Kostüm gesteckt werden? Will es gerade vor die Kamera gezottelt werden? Ist ihm bewusst, dass es die teils absurden Kunststücke für Clips und Klicks im Internet machen muss?

Bei all den perfekten farblich abgestimmten Bildern vergisst man manchmal, dass die Objekte vor der Kamera Tiere sind. Und eigentlich überdurchschnittlich viel Zeit damit verbringen, nicht Insta-perfekt zu sein, sondern sich vielmehr im Dreck zu suhlen, Dinge mutwillig zerstören, auf einer ewig nervigen Suche nach Essbarem sind und auch nicht nur nach Lavendelshampoo riechen. Wenn Menschen Content mit ihren Tieren produzieren, dann sollte er zumindest realistisch sein, damit auch bei anderen, die darüber nachdenken, sich ein Haustier anzuschaffen, keine falschen Bilder geweckt werden. Bei vielen der perfekt kuratierten Tierprofilen wird nicht offensichtlich, wie viel Arbeit und Verantwortung das eigentlich ist.

Ganz vorne dabei ist der Zwergspitz Jiffpom, das mit knapp 10 Millionen Follower*innen erfolgreichste Insta-Haustier. Auf fast jedem Post ist das Tier in einem anderen Outfit zu sehen. Der Hund wird dabei gefilmt, wie er ein Computerspiel auf dem Tablet spielt, Skateboard fährt, Kuchen isst. Die Clips sind meist mit aggressiver Popmusik unterlegt. Obwohl Jiff ein Hund ist, wird er angeleitet, auf seinem Kanal Dinge zu tun, die eigentlich Menschen machen. Natürlich ist er zuckersüß, keine Frage. Er sieht wie ein kleiner Teddybär aus und legt oft seinen Kopf auf liebenswerte Weise schief. Gleichzeitig wirkt er aber auch wie ein überdressiertes Zirkustier, das auf Knopfdruck lächeln kann, aber nicht weiß, warum.

Hinter dem Tier steht nicht nur eine »Petfluencerin«, die total verrückt nach ihrem kleinen Fluff ist. Es geht - wie immer - um eine Menge Geld. Denn mit den Profilen der Tiere lassen sich auch gut Produkte wie Tieraccessoires, Futter, Kleidung, Spiele oder vegane Beautyprodukte vermarkten. Nach Babys und hübschen Frauen kommen Hunde und Katzen am besten bei Zuschauer*innen an. Und Werbung mit Tieren ist auch kein neues Phänomen, man denke an die lila Milka-Kuh. Noch dazu haben »süße Tiervideos« im Internet eine enorme Reichweite.

Um an Absurdität noch eins draufzusetzen: Theoretisch stirbt mit dem unausweichlichen Ableben des Tieres auch der Account, der ja auf dessen Existenz basiert. Dann steht der Petfluencer häufig vor dem nichts. Aber das texanische Unternehmen Viagen bietet mittlerweile das Klonen von Haustieren an. 2018 soll das Unternehmen bereits den Hund von Barbra Streisand geklont haben. Einige Petfluencer gehen sogar offen mit dem Klonprozess ihrer Tiere um.

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