Bahn macht etwas weniger Verluste

Lokführergewerkschaft lehnt Gesprächsangebot über Zukunft der beiden Gewerkschaften im Konzern ab

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Die Deutsche Bahn (DB) hat im ersten Halbjahr einen Verlust von 1,4 Milliarden Euro gemacht. Zwar sei die Zahl der Reisenden und die der transportierten Güter gestiegen, gleichwohl habe der harte und mehrfach verlängerte Lockdown »tiefe Spuren« in der Halbjahresbilanz hinterlassen, teilte der Konzern am Donnerstag in Berlin mit.

Für das Gesamtjahr rechnet der Konzern mit einem operativen Verlust von rund zwei Milliarden Euro. Das wäre zwar ein besseres Ergebnis als im vergangenen Jahr, als die Bahn vor Steuern und Zinsen noch mehr als 4,7 Milliarden Euro und unterm Strich sogar 5,7 Milliarden Euro Verlust machte. Die Lockdown-Monate zu Jahresbeginn seien aber wohl nicht mehr voll aufzuholen.

Dennoch verzeichne die Bahn seit dem zweiten Quartal 2021 einen spürbaren Aufwärtstrend, erklärte der bundeseigene Konzern. Mit den Lockerungen der Corona-Beschränkungen in Deutschland ziehe seit April auch die Nachfrage im besonders stark von der Pandemie betroffenen Fernverkehr wieder kräftig an. Im zweiten Quartal 2021 hätten die Reisendenzahlen demnach um 50 Prozent oberhalb des Vorjahresniveaus gelegen. Der Umsatz in den ersten sechs Monaten stieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 12,2 Prozent auf 21,8 Milliarden Euro.

»Der Aufwärtstrend bestätigt: Die Menschen wollen wieder Bahn fahren«, sagte Bahn-Chef Richard Lutz. Er betonte die Bedeutung der Bahn für das Erreichen der Klimaziele. Das verheerende Hochwasser habe einmal mehr bewusst gemacht, wie gravierend die Folgen des Klimawandels bereits sind. »Deshalb ist die Schiene wichtiger denn je für eine nachhaltige Entwicklung.«

Die Folgen der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sind in der Halbjahresbilanz noch nicht enthalten. Der Konzern rechnet hier mit Schäden in Höhe von bislang rund 1,3 Milliarden Euro.

Der Brandenburger Spitzenkandidat der Linkspartei zur Bundestagswahl, Christian Görke, forderte im kommenden Bundeshaushalt deutlich mehr Geld zum Ausbau des Güterverkehrs in Deutschland. »Ohne zukunftstaugliche Bahn und Güterverkehr auf der Schiene ist vernünftiger Klimaschutz nicht zu machen«, so Görke.

Der Grünenpolitiker Matthias Gastel konstatierte »politisches Versagen der Bundesregierung«. »Die Weichen wurden seit Jahren falsch gestellt«, sagte der Sprecher für Bahnpolitik und verwies auf das Versäumnis, die Trassenpreise dauerhaft auf das von der EU vorgesehene Niveau zu senken. »Stattdessen wurde viel Zeit damit verloren, trotz hoher rechtlicher Hürden und Risiken von Wettbewerbsverzerrungen einzig auf Eigenkapitalerhöhungen zu setzen.« Auch sei unterlassen worden, die Bahn gegenüber der Straße zu stärken. Es wundere nicht, dass der Straßengüterverkehr zuletzt wieder Marktanteile von der Schiene gewinnen konnte.

Im Konkurrenzkampf der Bahngewerkschaften hat der Konzern eine Abfuhr erhalten. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) wies am Donnerstag ein Gesprächsangebot des Bahnvorstandes zurück. Der hatte vor zwei Wochen vorgeschlagen, gemeinsam ein geordnetes Nebeneinander der beiden Gewerkschaften zu besprechen. Das Angebot sei unaufrichtig, kritisierte die GDL. Der Arbeitgeber wolle den Geltungsbereich ihrer Tarifverträge einschränken. Erst nach einem positiven Abschluss der laufenden Tarifrunde sei die GDL zu einem solchen Gespräch bereit. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) als dritte Beteiligte hat sich nicht geäußert. Agenturen/nd

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