- Politik
- Lüneburg
»Raumschiff«-Kosten explodiert
Rechnungshof rügt hohe Ausgaben für Universitäts-Zentralgebäude in Lüneburg
Raumschiff, Protzbau, Prestigeobjekt: Beinamen, die das Zentralgebäude der Lüneburger Leuphana-Universität nach seiner Eröffnung im März 2017 bekommen hatte. Fast 20 Meter ragt der futuristisch anmutende Komplex seither vom Campus der Hochschule gen Himmel. Und noch immer liegt jenes Werk des New Yorker Stararchitekten Daniel Libeskind den amtlichen Finanzwächtern des Landesrechnungshofes im Magen wie ein Stein. Denn auch noch in ihrem unlängst vorgelegten Bericht zu Niedersachsens Finanzgebaren im laufenden Jahr rügen sie die Geldmenge, die in den für eine Uni doch etwas ungewöhnlichen Bau floss. Er habe »das Großprojekt abschließend geprüft«, berichtet der Rechnungshof und stellt fest, »dass seine frühzeitig vorgetragenen Bedenken zur Kostensteigerung berechtigt waren«.
Noch im Juli 2012, das Zentralgebäude mit seinem Auditorium Maximum und weiteren Räumen stand erst auf dem Papier, kalkulierten die Planer Gesamtkosten von etwa 58 Millionen Euro. Eine Summe, die sich ziemlich rasch als unrealistisch erwies. Schon bald machten mögliche 65 Millionen, Mitte 2013 zu erwartende Kosten von 73 Millionen Euro die Runde. Ein halbes Jahr später errechnete die Oberfinanzdirektion einen anzunehmenden Gesamtaufwand von 91 Millionen Euro. Journalisten, die bei der Eröffnung des Gebäudes im Frühjahr 2017 nach einem tatsächlich zu erwartenden Betrag fragten, bekamen ausweichende Antworten. Allerdings sagte Universitätspräsident Sascha Spoun, die Kosten würden sich voraussichtlich am Ende auf mehr als 100 Millionen Euro belaufen.
So kam es. Der Landesrechnungshof schreibt in seinem aktuellen Bericht: Die Projektkosten für das Zentralgebäude liegen bei etwa 115 Millionen Euro, haben sich damit gegenüber dem ursprünglich angesetzten Betrag nahezu verdoppelt. »Heute zählt das Gebäude zu den teuersten niedersächsischen Landesbauten der letzten Jahre«, geben die Ausgabenwächter zu bedenken.
Sie haben eine »überschlägige Vergleichsrechnung« mit einem anderen zeitgleich erstellten Landesbau gefertigt: mit dem Forumsgebäude der Universität in Hildesheim. Es hat eine vergleichbare Nutzung als Zentralgebäude einer Hochschule und war aus einem Architektenwettbewerb hervorgegangen. »Mit dem Quadratmeterpreis des Hildesheimer Objektes hätte das Raumprogramm des Zentralgebäudes in Lüneburg für unter 50 Millionen Euro umgesetzt werden können«, konstatiert der Rechnungshof.
Der Quadratmeterpreis des Libeskind-Baues in Lüneburg liege in der Höhe »eines hochinstallierten Krankenhauses«, so der Rechnungshof. Im Gegensatz zu dem Gebäude in Hildesheim, das kostenbewusst gesteuert wurde, sei die Realisierung des Lüneburger Objekts »auf die Durchsetzung eines bestimmten Designs ausgerichtet« gewesen. Dies habe über zehn Jahre immer wieder zu Diskussionen im Landtag geführt und lasse »bis heute wegen der hohen finanziellen Belastung der Universität negative Auswirkungen auf die Sicherstellung von Forschung und Lehre befürchten«.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.