Politikerstreit wegen eines Buchstaben
Griechen fordern Trikotänderung von Nordmazedonien
Bukarest. Das kleinste Land, die erste Teilnahme, der größte Außenseiter: EM-Neuling Nordmazedonien fliegen derzeit die Herzen aller Liebhaber von Underdogs zu. Doch um Griechenland macht diese Sympathiewelle einen großen Bogen. Vielmehr schäumten manche Politiker im Nachbarland vor Wut, als Nordmazedonien am Sonntag gegen Österreich den Rasen betrat. Der simple Grund: ein fehlendes »N« auf dem Trikot.
Auf den Shirts stand wie gewohnt »FFM«. Die Buchstaben stehen für »Fudbalska Federacija na Makedonija«, also den nationalen Fußballverband. Dieser hat sich, anders als die gesamte Republik, nach dem jahrelangen Namensstreit mit Griechenland 2018 nicht umbenannt. Vom Zusatz »Nord« fehlt weiter jede Spur. Also schrieb Außenminister Nikos Dendias seinem nordmazedonischen Amtskollegen einen Brief. Darin schlug er »NM« für Nordmazedonien oder »RNM« für Republik Nordmazedonien vor. Hauptsache, ein »N« taucht auf. Zudem bat er, den Verbandsnamen endlich zu ändern. Sportminister Lefteris Avgenakis wandte sich gleichzeitig an Uefa-Präsident Aleksander Čeferin mit der Bitte, sich des Themas anzunehmen.
Hintergrund des Streits, in dem es auch um das kulturelle Erbe Alexanders des Großen geht, ist die griechische Region Makedonien. Etwa zwei Millionen Griechen leben dort. Die Hellenen legten einst sogar ihr Veto gegen einen Nato-Beitritt des Nachbarn ein.
Nordmazedonien wies derweil die Kritik am Trikot zurück. Außenminister Bujar Osmani entgegnete, weder »FFM« noch das - natürlich für Makedonia stehende - Akronym »MKD« widersprächen der Prespa-Vereinbarung, die 2018 den Streit beendete. »Der Fußballverband Mazedonien ist ein unabhängiger, gemeinnütziger Verband, der als solcher kein staatliches Geld erhält. Die Prespa-Vereinbarung umfasst aber lediglich Institutionen, die staatliche Gelder bekommen«, sagte er.
Dabei wäre eine kurzfristige Änderung zur Beruhigung erhitzter Gemüter gar nicht mal neu für den EM-Debütanten: Weil das ursprüngliche Trikot statt im gewohnten Hellrot zunächst in einem Burgundton gehalten war, ging ein Aufschrei durch Nordmazedonien. Und obwohl Staatspräsident Stevo Pendarovski sogar Papst Franziskus (»Er betet für uns«) schon ein solches Leibchen überreicht hatte, änderte der Verband kurzerhand noch einmal das Design. Mehr als 16 000 Personen hatten das zuvor per Petition gefordert. Diesmal aber ist davon auszugehen, dass am Donnerstag in Bukarest im Spiel gegen die Ukraine wieder die aus der ersten Partie bekannten Shirts getragen werden.SID/nd
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