Es fehlen Wohnungen für die Ärmsten
In Hamburg nimmt der Bestand an Sozialwohnungen stetig ab
Obwohl in so gut wie keiner anderen deutschen Stadt so viele öffentlich geförderte Wohnungen entstehen, reicht das bei Weitem nicht aus, um den Bedarf an preiswerten Wohnungen zu decken. »Deutschlandweit sind 25 565 öffentlich geförderte Mietwohnungen bewilligt worden, in Hamburg 3551«, rechnete Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) für das Jahr 2019 vor: »Das ist ein beachtlicher Anteil. Wir setzen alles daran, Hamburg als ›Stadt für alle‹ zu erhalten.« Rund 300 Millionen Euro stelle der Senat jährlich zur Schaffung von Wohnraum für Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen zur Verfügung, so Stapelfeldt. Corona-bedingt sind im vergangenen Jahr in Hamburg nur 3472 neue Sozialwohnungen fertiggestellt worden, für weitere 2643 Wohnungen mit sozialer Bindung sind die Förderungen bewilligt worden.
Diese Bautätigkeit reicht allerdings nicht aus, um den Bestand an Sozialwohnungen zu halten. 2005 hat es in Hamburg rund 130 000 Objekte gegeben, aktuell sind es rund 80 000. Zum Vergleich: In den 70er-Jahren waren es noch rund 350 000. Der Bestand sinkt beständig, weil viele Wohnungen aus der Preisbindung fallen. »Eine vordringliche Aufgabe für die Politik ist daher, den sozialen Wohnungsbau noch weiter zu unterstützen als bisher«, meint Klaus Wicher, Vorsitzender des Sozialverbands Hamburg.
In der Hansestadt liegt die Einkommensgrenze beim Sozialwohnungsanspruch für Alleinstehende, die besonders bedürftig sind (sogenannter Erster Förderweg), bei 17 400 Euro netto im Jahr. Für Alleinstehende nach dem Zweiten Förderweg liegt sie bei 19 800 Euro netto. Die Zahlen bedeuten im Klartext, dass fast jeder zweite Hamburger einen Anspruch auf eine Sozialwohnung hat. Nach Einschätzung des Mietervereins zu Hamburg hat ein Drittel der 720 000 Hamburger Mieterhaushalte nicht mehr als 1600 Euro im Monat netto zur Verfügung. »Mieten, die rund zehn Euro pro Quadratmeter betragen, können viele noch bezahlen. Aber ab zwölf Euro wird es richtig eng«, sagt Mietervereinschef Siegmund Chychla.
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