Geflüchteter zieht Bundestagskandidatur nach Drohungen zurück

Tareq Alaows wollte für die Grünen kandidieren

  • Lesedauer: 2 Min.

»Die hohe Bedrohungslage für mich, und vor allem für mir nahestehende Menschen, ist der wichtigste Grund für die Rücknahme meiner Kandidatur«, erklärte Tareq Alaows am Dienstag. Während seiner Kandidatur habe er »massive Rassismuserfahrungen« gemacht, so der syrische Geflüchtete. »Meine Kandidatur hat gezeigt, dass wir in allen Parteien, der Politik und der Gesellschaft starke Strukturen brauchen, die strukturellem Rassismus entgegentreten und Betroffenen helfen«, sagte Alaows.

Anfang Februar hatte Alaows angekündigt, als Direktkandidat für die Grünen in Nordrhein-Westfalen bei der Bundestagswahl anzutreten. »Jetzt möchte ich als erste aus Syrien geflüchtete Person im Bundestag den Hunderttausenden Menschen, die auf der Flucht sind und hier mit uns leben, eine politische Stimme geben«, erklärte er damals auf Twitter.

Der 31-Jährige hatte in Syrien Jura studiert und war vor sechs Jahren als Asylsuchender aus Damaskus nach Dortmund gekommen.

»Dass es Tareq Alaows nicht möglich ist für den Bundestag zu kandidieren ohne seine und Sicherheit seiner Familie aufs Spiel zusetzen ist hochgradig beschämend für unsere demokratische Gesellschaft. Wir müssen uns solchen rassistischen Anfeindungen noch wirksamer entgegenstellen!«, schrieb die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt dazu auf Twitter.

»Mich macht es traurig, dass Tareq Alaows seine Kandidatur zurückzieht, weil die Bedrohungslage zu massiv geworden ist. Ich kann ihn gut verstehen. Das beschäftigt viele, die überlegen zu kandidieren und zu einer Minderheit gehören. Das ist nichts, was wir hinnehmen dürfen«, erklärte die Grünen-Politikerin Aminata Touré auf Twitter.

Wer in Deutschland für den Bundestag kandidieren will, braucht die deutsche Staatsbürgerschaft. Eingebürgerungen sind gewöhnlich nach acht, in wenigen Ausnahmen auch nach sechs Jahren möglich. vfi

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