Es muss nicht immer die SCHUFA sein
Mietzertifikat revolutioniert Wohnungssuche
Das Portal selbstauskunft.de bietet seit Februar 2021 ein eigenes Mietzertifikat an. Anders als Bonitätsnachweise von Auskunfteien wie SCHUFA, CRIF und sonstigen Anbietern beruht dieses Zertifikat einzig auf den Angaben des potenziellen Mieters. Es muss lediglich versichert werden, in den letzten 24 Monaten alle Mietzahlungen pünktlich und vollständig vorgenommen zu haben. Einziger Haken: Diese Angaben müssen stimmen, sonst kann es brenzlig werden.
Der Hintergrund: Die Aussagekraft der Bonitätszertifikate der etablierten Auskunfteien wie z. B. SCHUFA sind seit Längerem Gegenstand massiver Kritik. Studien ergaben einen Anteil von zwischen 20 und 50 Prozent falscher oder veralteter Daten. Bei der Wohnungssuche im Nachteil sind damit also diejenigen, die aufgrund fehlerhafter SCHUFA-Daten keine Wohnung bekommen - selbst wenn sie immer pünktlich ihre Miete bezahlt haben. Die Aussagekraft einer SCHUFA-Bonitätsauskunft kann daher bezweifelt werden.
Auch für Vermieter sind die herkömmlichen Bonitätsnachweise fragwürdig: Jemand kann bei Freunden bis über beide Ohren verschuldet sein und den Gerichtsvollzieher auf den Fersen haben - das steht nicht in der SCHUFA, also zumindest nicht solange das Thema nicht vollständig aus dem Ruder gelaufen ist.
Thomas Müller, Leiter Operations bei selbstauskunft.de sagt hierzu: »Schätzungen gehen von zwischen 0,03 und 1,37 Prozent Mietnomaden in Deutschland aus. Das sind bei 60 Millionen Volljährigen zwischen 15 000 und 100 000 Personen. Es kann nicht sein, dass eine ganze Bevölkerung zum finanziellen Striptease gegenüber Vermietern gezwungen wird - nur um diese vor dem homöopathisch kleinen Risiko zu schützen, Mietnomaden aufzusitzen. Für einen Vermieter hat es auszureichen, dass der Interessent immer seine Miete pünktlich und komplett bezahlt hat.«
Warum ist das selbstauskunft.de-Mietzertifikat das bessere Produkt? Müller dazu: »Natürlich werden wir gefragt, wie man sich auf ein Zertifikat verlassen kann, dass nicht auf Datenbanken beruht, sondern auf den Aussagen des Mietinteressenten. Zwei Punkte dazu: Was sind die bisherigen Zertifikate wert, wenn die Datenbasis falsch ist? Damit ist jede Aussagekraft dahin. Zum zweiten: Miete und Wohnung gehört zu den elementarsten Grundbedürfnissen der Menschen. Im Rahmen des Antragprozesses bei uns sichert der Kunde zu, alle Mieten der letzten zwei Jahre pünktlich und vollständig bezahlt zu haben. Selbstverständlich müssen diese Angaben stimmen, ansonsten macht man sich eventuell schadenersatzpflichtig, riskiert strafrechtliche Probleme und ist zusätzlich die Wohnung wieder los.«
Das widerspreche allen menschlichen Grundbedürfnissen. Aus diesem Grund sei es richtig, das Zertifikat auf diesen Angaben zu erstellen - und nicht auf Basis fragwürdiger SCHUFA-Daten. Das Risiko, dass ein Mietinteressent bei diesen Angaben lügt, sei wesentlich geringer, als die Wahrscheinlichkeit, falschen SCHUFA-Daten aufzusitzen.Dem Vermieter sei es doch egal, ob jemand einmal ein Problem mit einer Handyrechnung hatte - aber die Miete zu bekommen, das sei wichtig. Und nur darum gehe es. selbstauskunft.de/nd
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