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+++ Impfkommission empfiehlt Impfstoff von Astrazeneca auch für Menschen über 65 Jahren +++

Der Newsblog zur Coronakrise - Donnerstag, 04. März 2021: +++ Bartsch nennt Bund-Länder-Gipfelbeschlüsse »Corona-Irrgarten« +++ Mehr Menschen in Kurzarbeit +++ RKI meldet rund 12.000 Neuinfektionen +++

  • Lesedauer: 4 Min.

Berlin. Der Corona-Impfstoff des Herstellers Astrazeneca wird in Deutschland nun auch für Menschen ab 65 Jahren empfohlen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) teilte am Donnerstag in Berlin vorab mit, die Impfung mit dem Mittel »für alle Altersgruppen, entsprechend der Zulassung zu empfehlen«. Dies sei am Mittwoch beschlossen worden, ein vorgeschriebenes Stellungnahmeverfahren stehe aber noch aus. Ende Januar hatte die Stiko den Impfstoff zunächst nur für Menschen zwischen 18 und 64 Jahren empfohlen.

Die Entscheidung beruht laut Stiko »auf einer intensiven Analyse und Bewertung von neuen Studiendaten, die erst innerhalb der vergangenen Tage als Vorab-Publikationen verfügbar wurden«. Die Wirksamkeit des Impfstoffs sei in Bezug auf die Verhinderung von Covid-19-Erkrankungen und insbesondere auch in Bezug auf die Verhinderung schwerer Krankheitsverläufe »eindrücklich belegt« worden, erklärte das Gremium mit Blick auf Daten aus England und Schottland, wo das Präparat breit eingesetzt wird.

+++ Prüfung zur Zulassung von Sputnik V startet in der EU +++

Den Haag. Die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) beginnt mit der Prüfung einer Zulassung für den russischen Corona-Impfstoff Sputnik V. Die in Den Haag ansässige Behörde teilte am Donnerstag mit, sie habe ein rollierendes Verfahren zur Zulassung des russischen Impfstoffs gestartet. Als Reaktion kündigte der an der Impfstoff-Entwicklung beteiligte souveräne russische Fonds an, bei einer Zulassung von Sputnik V könnten ab Juni 50 Millionen Europäer mit dem Impfstoff versorgt werden.

Beim so genannten Rolling Review werden erste Ergebnisse wissenschaftlicher und klinischer Tests nach und nach analysiert, bevor alle für eine Zulassung nötigen Daten vorliegen. Bei allen bisher zugelassenen Corona-Impfstoffen war die EMA so vorgegangen. Die Verfahren dauerten einige Wochen, im Fall von Astrazeneca drei Monate. Dann erst stellten die Hersteller formell den Antrag auf Zulassung.

In Ungarn wird der vom russischen Gamaleja-Zentrum für Epidemiologie und Mikrobiologie entwickelte Vektorviren-Impfstoff Sputnik V bereits eingesetzt. Auch andere EU-Länder planen dies unabhängig von der EMA-Entscheidung. Laut einer Anfang Februar in der renommierten britischen Fachzeitschrift »The Lancet« veröffentlichten Studie hatte Sputnik V in der dritten und letzten Phase der klinischen Studien eine Wirksamkeit von 91,6 Prozent.

+++ Bartsch nennt Bund-Länder-Gipfelbeschlüsse »Corona-Irrgarten« +++

Berlin. Linksfraktionschef Dietmar Bartsch hat die Ergebnisse des Spitzengesprächs von Bund und Ländern scharf kritisiert. In den Zeitungen der Funke Mediengruppe sprach Bartsch anschließend mit Blick auf den komplizierten Öffnungsfahrplan von einem »Corona-Irrgarten« und von »Inzidenz- und Lockerungswirrwarr«. Dies werde »die Bürger und Bürgerinnen weiter verunsichern«.

Dagegen habe »das Schlüsselthema des zügigen Impfens« eine zu geringe Rolle gespielt, sagte Bartsch weiter. »Wir brauchen eine nationale Kraftanstrengung beim Impfen, um den Lockdown dauerhaft hinter uns zu lassen«, hob er hervor. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) müsse dies zur Chefsache machen, damit nicht »bis Ostern über sechs Millionen Impfdosen rumliegen«.

Unzufrieden mit den Beschlüssen äußerte sich auch FDP-Chef Christian Lindner. »Für die Bundesregierung bleibt offenbar der Lockdown das einzig denkbare Rezept«, sagte er ebenfalls der Funke Mediengruppe. »Dabei wäre mit innovativen Konzepten mehr gesellschaftliches und wirtschaftliches Leben möglich.« Das beschlossene Angebot von einem Schnelltest pro Woche für alle kritisierte Lindner als »zu wenig«.

+++ Mehr Frauen und Männer in Kurzarbeit +++

München. Insgesamt 8,5 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland waren nach Erhebungen von Wirtschaftsforschern im Februar in Kurzarbeit tätig. Im Vergleich zum Januar stieg die Zahl der Kurzarbeiterinnen und Kurzarbeiter in der Corona-Krise um mehr als 100.000 auf 2,8 Millionen Menschen, wie das Münchner ifo Institut am Donnerstag in München mitteilte.

»Das Bild ist zweigeteilt: Während die Kurzarbeit vor allem in Hotels und Gaststätten sowie im Einzelhandel zunahm, ist sie in der Industrie rückläufig«, sagte ifo-Arbeitsmarktexperte Sebastian Link. Hotels und Gaststätten hätten bezogen auf den Anteil der Beschäftigten nach wie vor die meisten Kurzarbeiter mit 56,8 Prozent, was 604.000 Menschen entspreche. Im Handel dürfte der Anteil der Beschäftigten in Kurzarbeit mit 14,8 Prozent (675.000 Beschäftigte) laut ifo Institut so hoch liegen wie seit Mai vergangenen Jahres nicht mehr. In der Industrie war den Berechungen zufolge ein deutlicher Rückgang der Kurzarbeit auf von 8,1 auf 7,4 Prozent (514.000 Beschäftigte) festzustellen.

+++ Fast 12.000 Corona-Neuinfektionen in Deutschland +++

Berlin. In Deutschland sind innerhalb eines Tages fast 12.000 Corona-Neuinfektionen gemeldet worden. Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Donnerstagmorgen unter Berufung auf Angaben der Gesundheitsämter mitteilte, wurden 11.912 neue Ansteckungsfälle registriert. Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf 64,7. Am Mittwoch hatte dieser Wert 64,0 betragen.

Die Gesamtzahl der verzeichneten Corona-Infektionen in Deutschland seit Beginn der Pandemie wuchs den Angaben zufolge auf 2.471.942. Laut RKI wurden ferner 359 Todesfälle im Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion binnen 24 Stunden registriert. Die Gesamtzahl der erfassten Corona-Toten in Deutschland erhöhte sich damit auf 71.240. Die Zahl der von einer Corona-Infektion genesenen Menschen bezifferte das RKI mit rund 2,283 Millionen.

Die Sieben-Tage-Inzidenz pendelt seit Februar um die Marke 60. Bei dem Wert handelt es sich um die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb dieses Zeitraums. Sie ist ein wesentlicher Maßstab bei der Verhängung oder Lockerung von Corona-Restriktionen. Agenturen/nd

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