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+++ Polizei riegelt Wohnhäuser in Hamm ab - wegen britischer Virusvariante +++

Der Newsblog zur Coronakrise - Dienstag, 16. Februar 2021: +++ Palästinenser werfen Israel Blockade von Impfstoff-Lieferung in den Gazastreifen vor +++ 3856 Corona-Neuinfektionen ans RKI gemeldet +++

  • Lesedauer: 5 Min.

+++ Polizei riegelt Wohnhäuser in Hamm ab - wegen britischer Virusvariante +++

Hamm. Der Nachweis der britischen Mutation des Corona-Virus hat in Hamm zu einem Großeinsatz der Polizei geführt. Eine Hundertschaft sei seit Montagabend im Einsatz, sagte eine Polizeisprecherin am Dienstagmorgen. Nach Angaben der Stadt war ein Bauarbeiter auf Montage positiv auf die Variante B.1.1.7 getestet worden. Sie gilt als ansteckender. Daraufhin seien vier Wohnhäuser unter Quarantäne gestellt worden. Die Bewohner werden nun getestet. Die Beamten überwachten unter anderem die Einhaltung der Quarantäne. Zunächst hatten die »Bild«-Zeitung berichtet.

+++ Kinderschutzbund: Politik vernachlässigt im Lockdown die Kinder +++

Osnabrück. Die Politik kümmert sich nach Ansicht des Deutschen Kinderschutzbundes zu wenig darum, die durch den Lockdown beeinträchtigten Kinder und Jugendlichen zu unterstützen. Das gesamte deutsche Bildungssystem habe sich nicht ausreichend auf den Herbst vorbereitet, sagte Präsident Heinz Hilgers der »Neuen Osnabrücker Zeitung« (Dienstag). »Das ist ein trauriges Ergebnis, und diese Versäumnisse sind nicht mehr aufzuholen.« Versäumnisse gebe es auch bei der Gewaltprävention und der psychologischen Betreuung.

Es müsse davon ausgegangen werden, dass die Dunkelziffer von Gewalttaten gegen Kinder ganz erheblich gestiegen sei. Die Kinder würden einfach nicht mehr gesehen, sagte Hilgers. »Sie verschwinden buchstäblich im Dunkeln.«

Im Bildungsbereich seien besonders Kinder betroffen, die in Armut lebten, Kinder, die von ihren Eltern keine Hilfe erwarten könnten, sowie Kinder, die normalerweise Förderschulen besuchten. »Diese Kinder verlieren ein komplettes Jahr«, beklagte Hilgers. Es sei außerdem zu befürchten, dass mehr Jugendliche entweder gar keinen Schulabschluss schafften oder dass die erworbenen Schulabschlüsse nicht die Qualität haben werden, die die Wirtschaft fordere. »Eigentlich müsste jetzt genau für diese Probleme ein Maßnahmenpaket entwickelt werden. Aber es sind nicht mal Ansätze einer perspektivischen Planung zu erkennen.«

+++ Mehr Kinder und Jugendliche in Psychatrie +++

Berlin. In Berlin kommen seit Beginn der Corona-Pandemie deutlich mehr Kinder und Jugendliche zur Behandlung in psychiatrische Kliniken. Das geht aus einer Sonderauswertung der Krankenkasse DAK hervor, die am Dienstagvormittag veröffentlicht werden soll. Danach haben sich in der Hauptstadt im ersten Halbjahr 2020 Psychiatrie-Einweisungen junger Menschen fast verdoppelt.

Die Zahlen beruhen nach DAK-Angaben auf anonymisierten Daten von rund 38 000 Berliner Kindern und Jugendlichen. Im ersten Halbjahr 2019 wurden danach 22 junge Leute bis 17 Jahre wegen depressiver Episoden in Klinik-Psychiatrien behandelt. In den ersten sechs Monaten 2020 waren es 39. Das scheint nicht viel. Allerdings kamen 2020 in diesem Zeitraum nur 928 über die DAK versicherte Berliner Kinder und Teenager überhaupt stationär in eine Klinik. Die Steigerungsrate von 84 Prozent in der Psychiatrie wertet DAK-Landeschef Volker Röttsches deshalb als »besorgniserregende Entwicklung«.

»Klinikaufnahmen sind die Spitze des Eisbergs. Wenn die sich verbreitert, kann man davon ausgehen: Hoppla, da passiert etwas«, sagt Christoph Correll, Direktor der Klinik für Kinder-und Jugendpsychiatrie am Charité-Campus Virchow. Er zählt auf, was in seiner Klinik häufiger vorkommt als vor der Pandemie: »Sehr magere essgestörte Mädchen, noch dünner als früher. Wahrscheinlich, weil Lehrer, Freundinnen oder Kinderärzte als Korrektiv fehlen.« Dazu fällt ihm mehr Hautritzen als zerstörerische Bewältigungsstrategie auf.

»Generell liegt die Schwelle für Klinikeinweisungen relativ hoch, weil man in der Regel versucht, Kinder und Jugendliche in ihrem Umfeld zu lassen«, sagt Julia Asbrand, Kinder- und Jugendpsychologin an der Humboldt-Universität Berlin. »Es gibt saisonale Unterschiede, aber das hier ist ein sehr ungewöhnlicher Anstieg.«

+++ Impfkampagne für Bürger im Westjordanland verschoben +++

Ramallah. Die Palästinenser haben Israel die Blockade einer Impfstoff-Lieferung in den Gazastreifen vorgeworfen. Die israelische Regierung habe verhindert, dass 2000 Dosen des russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V in den Küstenstreifen gelangen, teilte die Palästinensische Autonomiebehörde am Montagabend mit. Diese seien zur Impfung von Mitarbeitern im Gesundheitswesen bestimmt gewesen. Israel trage die »volle Verantwortung für diesen willkürlichen Schritt«.

Die israelische Zivilverwaltung für die besetzten Gebiete (Cogat) teilte mit, die palästinensischen Behörden hätten die Lieferung von 1000 Impfdosen nach Gaza beantragt. Hierüber müsse aber noch eine »politische Entscheidung« getroffen werden. Israel hatte seine Blockade des Palästinensergebiets nach der Machtübernahme der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen 2007 verschärft. Seit 2008 führten die Hamas und Israel drei Kriege gegeneinander.

Wegen Lieferverzögerungen wurde am Montag außerdem den Beginn der Impfkampagne für die Bürger im von Israel besetzten Westjordanland verschoben. Die palästinensischen Behörden erwarten insgesamt rund zwei Millionen Impfdosen verschiedener Hersteller sowie weitere Lieferungen im Rahmen der Covax-Initiative. Im Westjordanland wurden bislang fast 115.000 Corona-Infektionen und fast 1400 Tote registriert. Im Gazastreifen steckten sich nach Angaben der Hamas mehr als 53.000 Menschen mit dem neuartigen Coronavirus an. 537 Infizierte starben demnach.

+++ 3856 Corona-Neuinfektionen und 528 neue Todesfälle ans RKI gemeldet +++

Berlin. Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 3856 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 528 weitere Todesfälle verzeichnet, wie aus Zahlen des RKI vom Dienstag hervorgeht. Die Daten geben den Stand des RKI von 00.00 Uhr wieder, nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen sind möglich.

Vor genau einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 3379 Neuinfektionen und 481 neue Todesfälle verzeichnet. Der Höchststand von 1244 neu gemeldeten Todesfällen war am 14. Januar erreicht worden. Bei den binnen 24 Stunden registrierten Neuinfektionen war mit 33 777 am 18. Dezember der höchste Wert erreicht worden - er enthielt jedoch 3500 Nachmeldungen.

Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag laut RKI am Dienstagmorgen bundesweit bei 59 und damit ähnlich hoch wie am Montagmorgen. Vor vier Wochen, am 17. Januar, hatte die Inzidenz noch bei 136 gelegen. Ihr bisheriger Höchststand war am 22. Dezember mit 197,6 erreicht worden. Die meisten Bundesländer verzeichnen laut RKI weiterhin sinkende Sieben-Tages-Inzidenzen.

Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Montagabend bei 0,86 (Vortag 0,88). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 86 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab. Agenturen/nd

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