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Hochkompetent
Denis Hedeler wurde bekannt, weil er einem AfD-Politiker rassistische Benachteiligung vorwarf
Im brandenburgischen Landkreis Dahme-Spreewald liegt die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen noch immer weit über 200. Als neuer Amtsarzt und ausgewiesener Experte für Seuchenbekämpfung soll nun der Mediziner Denis Hedeler die Region bei der Eindämmung der Pandemie unterstützen. Hedeler, ehemaliger Vize-Amtsarzt im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick, wollte eigentlich dort leitender Amtsarzt werden - aber seine Bewerbung wurde abgelehnt. Ausgesprochen hatte dies der AfD-Stadtrat Bernd Geschanowski, der, bevor er seinen Posten als Stadtrat für Umwelt und Gesundheit antrat, zehn Jahre in einem Lampenhandel gearbeitet hatte.
Der 51-Jährige Hedeler schildert die konkrete Situation so: »Sie passen hier nicht« habe Geschanowski erklärt. »Während er das sagte, zeigte Herr Geschanowski auf seine Haut. Er empfahl mir meine ›Außendarstellung‹ zu ändern«, so Hedeler im Text einer Petition der Antidiskriminierungsplattform »allout«. Aus fachlicher Sicht könne es hingegen keinen Grund für seine Ablehnung geben: Hedeler war im Gesundheitsamt Bremen, bei »Ärzte ohne Grenzen« und bei der Eindämmung der Ebola-Epidemie in Sierra Leone tätig, als »hochkompetent« bezeichnet ihn ein anderer Bezirksstadtrat. Aber der rechten AfD, so Hedeler, seien seine Hautfarbe und seine sexuelle Orientierung Dorn im Auge - Hedeler ist in Kuba geboren und mit einem Mann verheiratet.
Gesagt werden muss, dass Geschanowski die Entscheidung, Hedeler nicht zum Amtsarzt zu ernennen, nicht allein getroffen hat. Von den Vorwürfen distanzierte er sich jedoch nicht. Stattdessen machte er Anfang Dezember öffentlich, dass er den Mediziner aufgrund »gestörten Vertrauens« von seinen Aufgaben entbinde. Denis Hedeler ist nun in Brandenburg voll gefordert. Und dass die AfD im Spreewald stark ist, wird er wissen.
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