Freiräume für alle!

Claudia Krieg wundert sich über die Kulturpolitik in der Hauptstadt

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 2 Min.

Zum Glück kommt der Sommer gerade zurück. Vielleicht dauert er ja auch bis Dezember an, wer weiß. Solange darf die Lichtenberger Betonbrache mit dem schönen Titel »Kulturoase« vorerst mit Veranstaltungen bespielt werden. Kostenfrei für die Veranstalter, die aber natürlich in der Coronakrise Einnahmen generieren und deshalb auch Eintritt für ihre Events nehmen müssen.

Ganz sicher ist es dem Bezirk Lichtenberg zu danken, dass man sich dort gemeinsam mit anderen Akteuren in die Bresche geworfen hat, um diese Art von Open-Air-Veranstaltungsort zu kreieren - um Kulturschaffende zu unterstützen und Menschen die Möglichkeit zu geben, derzeit schmale kulturelle Angebote wahrnehmen zu können.

Und trotzdem: Was da auch als legale Alternative zu den in den vergangenen Wochen vielfach gescholtenen illegalen Partys in Berlin angepriesen wird, ist eine Zwischennutzung, die nicht nachhaltig ist und vor allem das Unternehmen, den das Gelände gehört, und das dort ein Bürohochhaus errichten will, mal so nebenbei in ein gutes Licht rückt. Was der Bezirk an sozio-kulturellen Angeboten wirklich braucht, für die sich Engagierte im Übrigen immer wieder einsetzen, steht auf einem anderen Blatt.

Zur Zeit werden alternative und nicht kommerzielle Orte und Freiräume geradezu im Paket geräumt oder sehen ihrer drohenden Verdrängung entgegen. Es gibt sie, die Räume für Kultur, Theater, Tanzen, Musik, Beratung, Sport. Und es gibt darüber hinaus Leerstand, der dafür umgewidmet werden kann. Aber statt auf Jugendliche und stadtpolitische Aktivist*innen zuzugehen, nimmt man lieber den kurzen Weg über den Kommerz. Dass die Verantwortlichen an diesem Konzept sogar in der Coronakrise festhalten, ist beschämend.

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