Spaß am Spiel in der Natur

Teil 4 der nd-Serie »Verdiente Meister des Sports«: Oskar Krzykowski hat Solf erfunden - aus seiner Leidenschaft für den Fußball und der Liebe zum Golf.

Norbert Dickel war sofort begeistert. Nicht nur der Enthusiasmus von Oskar Krzykowski beeindruckte die Vereinslegende und den aktuellen Stadionsprecher von Borussia Dortmund. Von Berlin aus hatte sich Krzykowski auf den rund 500 Kilometer langen Weg gemacht, um die von ihm 2005 erfundene Sportart Solf vorzustellen. Mit dabei: das portable, zweidrittelrunde Tor. Als er das patentierte Musterstück schließlich auf Dickels Schreibtisch stellte, sagte der: »Ja, das machen wir!«, erinnert sich Krzykowski.

Dickel war genau der richtige Ansprechpartner - als ehemaliger Fußballprofi und Vorstandsmitglied von Gofus, den golfspielenden Fußballern. Denn Solf, eine Verbindung aus Soccer und Golf, ist die Symbiose dieser Sportarten. »Ich wollte das Beste aus beiden zusammenbringen«, erklärt Krzykowski seinen Ansatz. Fußball sei niedrigschwellig, jeder könne gegen einen Ball treten. »Golf ist ein offener, kommunikativer, aggressionsloser und durch die Handicap-Regelung gleichmachender Sport in meist sehr schönen Landschaften«, schwärmt der 55-Jährige. »Solf soll ein entschleunigtes Naturerlebnis mit Elementen des Fußballs sein.«

Solf

Heute: Solf. 2005 kam Oskar Krzykowski die Idee, seine Lieblingssportarten Fußball und Golf zu vereinen. Er ließ sich Marke und Logo europaweit schützen. Mit Fußballgolf ist Solf nicht zu verwechseln - schon die Zusammensetzung aus Soccer und Golf macht das deutlich. Vor allem aber der Gedanke, dass es in jeder Art von Landschaft gespielt werden kann, und nicht auf standardisierten Plätzen.

Das Spiel: Das Regelheft umfasst 41 Seiten. Viel ist jedoch frei umsetzbar, so die Zahl der Spielerinnen und Spieler pro Team oder Anzahl, Länge und Verlauf der Spielbahnen. Ziel ist es, den Ball mit möglichst wenigen Versuchen per Fuß durch ein zweidrittelrundes Tor am Ende jeder Bahn zu schießen.

Aktive: Solf können alle, die gegen einen Ball treten können. Seit 2007 gibt es organisierte Turniere, jedoch keinen regelmäßigen Spielbetrieb. Interessierte melden sich über die Internetseite www.solf.cc.

Beim Thema Fußballgolf schüttelt Krzykowski sofort den Kopf. In den 80er Jahren wurde es zuerst in Schweden gespielt, mittlerweile gibt es auch in Deutschland jede Menge Anlagen. »Das ist etwas anderes«, sagt er entschlossen. Weil: »Dabei wird meist auf einem geraden, standardisiertem Feld gespielt, und der Ball muss am Ende einer Bahn in ein Loch geschossen werden.« Da sei mehr Glück als Können nötig. Beim Solf muss der Ball durch ein am Boden 52 Zentimeter breites Tor. »Es darf im Spiel um 360 Grad gedreht werden und entspricht somit wieder einem kreisrunden Loch wie beim Golfen«, erklärt Krzykowski. Das Solftor sei vom Magazin für Fußballkultur »11 Freunde« sogar schon einmal zum Artikel des Monats gekürt worden.

Auf eine gute Schusstechnik kommt es beim Solf aber auch auf den einzelnen Bahnen an, deren Anzahl, Länge und Verlauf nicht vorgeschrieben sind. Grundsätzlich geht Solfen überall. Krzykowskis Idee: »Man kann sich eine für etwas anderes gedachte Landschaft erspielen.« In Parks funktioniert das beispielsweise sehr gut. Da aber das Gelände meist komplex sei, gehe es nicht ums Rumbolzen. »Eine gute Flugbahn des Balles zwischen zwei Bäumen hindurch erfordert mehr als nur einen strammen Schuss«, sagt Krzykowski.

Disziplinieren sollen auch die Regeln, bei denen sich der Solf-Erfinder stark am Golf orientiert hat. Wenn dort beispielsweise der Ball im Wasser landet, bekommt man einen Strafschlag angerechnet. Im kleinformatigen, aber 41 Seiten langen Solf-Regelwerk steht unter anderem: »0,5 Strafpunkte - der Ball berührt einen Baum, Blattwerk oder Unterholz.« Einen ganzen Strafpunkt gibt es für das Anschießen von Denkmälern oder sensiblen Anpflanzungen. Wenn der Ball auf der Straße oder einem Fahrradweg landet, bekommt man zwei Strafpunkte. Gleiches gilt, wenn Menschen oder Tiere angeschossen werden. Wer sich an die Regeln hält, etwas Gefühl im Fuß hat und letztlich die wenigsten Versuche benötigt, kann am Ende jubeln.

Der Kontakt zu Dickel und den Gofus ist nach dem verheißungsvollen Beginn im Jahr 2009 nicht abgerissen. Dass Solf trotz weiterer prominenter Fans wie Sepp Maier, Fredi Bobic oder Dieter Hoeneß nur langsam gedeiht, hat verschiedene Gründe. Zeit und Geld sind die entscheidenden. Krzykowski, der 1988 aus Nordrhein-Westfalen nach Berlin gekommen ist, Jura und Politik studiert hat und eigentlich Umweltpolitiker werden wollte, arbeitet seit 13 Jahren in Vollzeit als Abteilungsleiter Fußball beim SV Pfefferwerk in Prenzlauer Berg. Mittlerweile sei er in Sachen Solf ein Einzelkämpfer. Anfängliche Mitstreiter der gemeinsam gegründeten Agentur »Die Fussball-Agenten« haben sich aus verschiedenen Gründen zurückgezogen - meist, weil Aufwand und Ertrag in keinem guten Verhältnis standen.

Ebenso wenig förderlich war, dass einige, denen Krzykowski seine Idee präsentierte, sie sofort als Konkurrenz empfanden. »Vollkommen unnötig«, wie er meint. Denn: »Ich will damit nicht reich und berühmt werden.« So entspannt, wie er in der Mittagssonne in einem Café in Prenzlauer Berg davon erzählt, glaubt man ihm das sofort. Ein neuer Start nach der Premiere im Jahr 2007 und zumindest bis 2014 regelmäßig folgenden Berliner Turnieren im Treptower Park, im Tiergarten oder im Friedrichshain sowie einer Veranstaltung im Englischen Garten in München »muss aber irgendwie finanziert werden«, weiß Krzykowski.

Der Verein Gofus spielt in seinen Plänen eine doppelte Rolle: Einerseits will Krzykowski die guten Kontakte nutzen, andererseits gefällt ihm die Intention der golfspielenden Fußballer. Ihre Turniere sind Charity-Veranstaltungen. Spielen, um anderen zu helfen - so stellt er sich künftig auch Solf vor. Neue Kontakte sucht er im Golf, vor allem in Irland und Schottland. »Dort ist Golf Volkssport und kein negativ besetztes Klischee. Und fußballverrückt sind sie dort auch«, erzählt er. Als hilfreichen Türöffner hat er die Kunst entdeckt - seine abstrakten Bilder von Golfplätzen aus der Vogelperspektive kämen ganz gut an. Dass Krzykowski seine lang geplante, dreimonatige Reise auf die Britischen Inseln coronabedingt verschieben musste, nimmt er mittlerweile gelassen. Frei nach dem Motto: Eine gute Idee will Weile haben.

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