Übrig gebliebener kleiner Mann

Glenn Danzig singt Elvis-Songs

  • Benjamin Moldenhauer
  • Lesedauer: 2 Min.

Mit Glenn Danzig ist es schwierig, immer schon gewesen. Seine Band Misfits spielte Ende der 70er Jahre ulkigen Horrorpunk mit doof-grenzüberschreitenden Texten (»I got something to say/I raped your mother today« usw.). Die Misfits trennten sich, mit der Gruppe Samhain keulte Glenn Danzig weiter tendenziell stumpfen, aber manchmal schönen Gothpunk in die Welt. Seine nächste Band nannte Glenn Danzig dann, in der Beschränkung aufs Wesentliche, einfach nach sich selbst: Danzig.

Die Musik von Danzig hat etwas Faszinierendes, wenngleich sie auch nicht wirklich gut ist, im engeren Sinne des Wortes. Die Stimme will auf Teufel komm raus Tiefe suggerieren. Da röhrt einer wie ein fideler, untoter Jim Morrison und macht dabei allerlei bedeutsame Gesten. Der Anspruch, in einer Reihe mit den dunklen Legenden in der Geschichte der Rockmusik geführt zu werden, war im ganzen Auftreten und Gebaren des kleinen, muskelbepackten Mannes immer unüberhör- und unübersehbar.

Glenn Danzig sah sich selbst bereits am Ziel, als Superstar mit einem allerdings überschaubaren Publikum. Die in den letzten Jahren immer größer werdende Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit verleiht dem Wirken dieses Mannes, den sowohl seine Fans wie auch seine Verächter gerne den »Schinken« nennen, einen Hauch von Tragik. Jede Eskapade, ob Danzig nun einem fotografierenden Fan nach dem Konzert aufs Maul haut, in Interviews Donald Trump feiert oder einfach schlimmen Unsinn erzählt, trägt zum insgesamt nicht nur positiven Eindruck bei. Gleichfalls glücklose Unternehmungen im Bereich Comic und Film konnten da auch nicht mehr viel kaputtmachen.

In den letzten Jahren war es dann auch ruhig geworden um Glenn Danzig. Vor Kurzem aber ist überraschend ein Cover-Album erschienen, auf dem der Mann eher randständige Elvis-Presley-Songs singt. »Fever« und »Always On My Mind« sind die bekanntesten, die übrigen stammen meist aus den Soundtracks zu Presleys Filmen. Das Ergebnis ist irgendwie beklemmend. Die Tonalität der Stimme erinnert an Presley, trotzdem fehlt fast alles, was dessen Gesang ausmacht. Ohne Vitalität und Sturm und Drang bleibt das Bild eines einsamen, irgendwie übriggebliebenen Mannes. Musik aus einer anderen Zeit. Und damit sind nicht die 50er und 60er Jahre gemeint, sondern die 80er und 90er Jahre, als Ära, in denen man Transgression und Virilität noch ungebrochen auf die Bühne bringen konnte, ohne dass es allzu bekloppt gewirkt hätte. Musik aus der Vergangenheit also, Geistermusik. In diesem Sinne ist »Danzig sings Elvis« ein interessantes Album geworden. Nur halt leider weitgehend unhörbar.

Glenn Danzig: »Danzig sings Elvis« (Cleopatra/Membran)

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