Gegen Zwangsgutscheine in der Corona-Krise

Verbraucherzentrale Brandenburg (VZB) bietet Musterbrief an

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Pläne der Bundesregierung sehen vor, dass Anbieter abgesagter Reisen, Flüge und Veranstaltungen dafür bereits bezahlte Beträge nicht wie bisher an Verbraucher zurück überweisen müssen, sondern Gutscheine ausgeben können. Angedacht ist sogar, dass die Regelung rückwirkend gilt.

Die Verbraucherzentrale Brandenburg warnt vor der Aussetzung langjährig bewährter Verbraucherrechte und ruft Bürger dazu auf, sich mit einem Musterbrief an ihre Abgeordneten im Bundestag oder EU-Parlament zu wenden.

»Aus unserer täglichen Beratung wissen wir, dass viele Menschen gerade jetzt auf ihr Geld angewiesen sind«, sagt Dr. Christian A. Rumpke, Geschäftsführer der VZB. »Hinter den Plänen der Bundesregierung verbergen sich in Wirklichkeit zinslose Zwangskredite für Unternehmen auf Kosten der betroffenen Kunden. Das lehnen wir entschieden ab.«

Die Gutscheinlösung könne das Liquiditätsproblem der Anbieter ohnehin nur verschieben. Sobald alle Kunden ihre Gutscheine einlösten, erhielten Unternehmen keinen Cent frisches Geld. »Wir warnen davor, das Vertrauen in geltende Rechte des Verbraucherschutzes für eine Lösung zu erschüttern, die Unternehmen nicht einmal langfristige Entlastung bietet«, so Rumpke.

Gerade bei Pauschalreisen und Einzelreiseleistungen (Flugreisen, Hotelbuchungen, Mietwagen, Reisemobil- und Ferienhausvermietungen) geht es oft um hohe Beträge, für die Menschen lange gespart oder sogar einen Verbraucherkredit aufgenommen haben. Wer dann noch um den eigenen Arbeitsplatz fürchtet und sein Geld zusammenhalten muss, wird durch die neue Gutschein-Regelung in eine unmögliche Lage gebracht. Ein Alternativvorschlag der Verbraucherzentralen sieht vor, dass ein mit staatlichen Krediten abgesicherter Reisesicherungsfonds die Liquidität akut gefährdeter Reiseunternehmen und Airlines sicherstellt. Einige Verbände hatten diesen Vorschlag bereits unterbreitet.

Mit ihrem Musterbrief bieten die Verbraucherzentralen jedem die Möglichkeit, sich gegen die geplanten Regelungen auszusprechen. Das ist vor allem deshalb wichtig, weil eine Umsetzung der Pläne auch jeden beträfe und die Regierung sie später, selbst bei massiver Kritik, kaum zurücknehmen könnte. VZB/nd

Weitere Informationen unter www.verbraucherzentrale-brandenburg.de

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.