Missbrauch der Angst

Alexander Isele über die Proteste gegen die Corona-Maßnahmen in den USA

  • Alexander Isele
  • Lesedauer: 1 Min.

Auf den ersten Blick erscheinen die Proteste gegen die Corona-Maßnahmen in den USA irrational: Kein Land hat mehr Coronatote zu beklagen, trotzdem werden Lockerungen gefordert. Während sich die Proteste, angestachelt von Präsident Donald Trump, seit Tagen in immer mehr Bundesländern ausbreiten, rümpft so mancher Beobachter außerhalb der USA die Nase. Dabei ist die arrogante Haltung fehl am Platze. Denn in den USA fehlt ein soziales Auffangnetz. Wer den Job verliert, wie seit Ausbruch der Coronakrise 20 Millionen US-Amerikaner, dem droht in vielen Fällen auch der Verlust der Krankenversicherung, der kann Hausraten oder die hohen Studiengebühren für die Kinder nicht mehr bezahlen. Im Survival-of-the-fittest-Kapitalismus der USA sind die Menschen auf Arbeit angewiesen.

Gleichwohl ist es ein sehr makabres Spiel, die Angst der Menschen für den eigenen Wahlkampf zu missbrauchen, wie es Trump macht. Nachdem er zuerst alle Macht für sich beansprucht hat, schiebt er nun die Verantwortung den Gouverneuren zu. Dabei ruft er nur zu Protesten in Staaten mit Gouverneuren der Demokraten auf und verknüpft den Protest gegen die Corona-Maßnahmen mit dem Recht auf Waffenbesitz - seine Anhänger erscheinen mit Schnellfeuergewehren. So droht neben der Covid-19-Gefahr auch die eines Bürgerkrieges. Das ist dann tatsächlich irrational.

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