Doppelagent
Personalie
Es ist eine höchst brisante Festnahme, die der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU meldete: »Wir haben im Rahmen einer Spezialoperation den Generalmajor Walerij Schajtanow verhaftet, der im Auftrag der russischen Geheimdienste den Mord an dem bekannten Freiwilligen Adam Osmajew geplant hat«, so der SBU. Ein Generalmajor des Geheimdienstes als russischer Spion - die Nachricht schlug ein. Denn Schajtanow ist 2015 - in der Amtszeit des Ex-Präsidenten Petro Poroschenko - zum stellvertretenden Leiter des Zentrums für Sonderoperationen des SBU aufgestiegen. Im Jahr zuvor er bei Kämpfen im Donbass-Krieg eingesetzt. Seine damalige SBU-Einheit aus Charkiw hat allerdings einige Ziele verfehlt, weshalb bereits ein Informationsleck nach außen vermutet wurde.
Schajtanow wird vorgeworfen, Geheiminformationen über Operationen im Donbass und über internationale Zusammenarbeit der Ukraine im Verteidigungsbereich an Russland geliefert zu haben. »Das ist die größte Entlarvung der SBU-Geschichte«, meinte gar SBU-Chef Iwan Bakanow. Konkret geht es aber nur um den Anschlag auf Osmajew, der selbst schon einen Anschlag auf den russischen Präsidenten Putin geplant haben soll. Auch führte er ein tschetschenisches Freiwilligenbataillon im Donbass-Krieg auf der Seite der Ukraine an. 2017 wurde tatsächlich ein erfolgloser Anschlag auf Osmajew verübt, kurz darauf wurde seine Frau ermordet.
Nach SBU-Angaben hätte Schajtanow für den Mord an Osmajew 200 000 US-Dollar sowie die russische Staatsbürgerschaft erhalten sollen. Tatsächlich hat er Telefonmitschnitten zufolge mit einer Zwischenperson einen Mord an einer unbekannten Person besprochen, wobei nur seine Stimme, nicht aber die der Kontaktperson zu hören ist - ein langer Prozess ist abzusehen.
Dass weitere russische Agenten in ukrainischen Sicherheitsbehörden angesiedelt sind, darüber macht sich in Kiew niemand Illusionen. So lebt etwa der ehemalige Verteidigungsminister Pawlo Lebedew nach dem Anschluss der Krim an Russland mit einem russischen Pass auf der Halbinsel.
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