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Zynisches Kalkül
Martin Ling über das US-Manöver vor Venezuela
Aus Sicht der US-amerikanischen Außenpolitik zählen venezolanische Menschenleben nicht: Mitten in der Corona-Krise, die Venezuelas ohnehin vor dem Kollaps stehendes Gesundheitswesen weiter schwächt, verschärfen die USA den Druck auf die Regierung von Nicolás Maduro. Nach dem Kopfgeld auf ihn und seine Gefolgsleute, einer plumpen Aktion für eine Übergangsregierung, wird nun die militärische Karte gezogen. Mehrere Kriegsschiffe werden als Drohkulisse vor die Küste Venezuelas geschickt. Für den Anfang.
Es ist unerheblich, ob Trump von seinem eigenen innenpolitischen Versagen bei der Corona-Pandemie ablenken will oder wirklich das Ziel verfolgt, Drogenlieferungen via Venezuela in die USA zu stoppen. Venezuela ist ein Transitland unter vielen, dass es jetzt ins Visier genommen wird, ist zynisches politisches Kalkül. Denn die Militäroperation wird in Venezuela Menschenleben kosten, selbst wenn eine Intervention ausbleiben sollte. Das unverantwortliche Vorgehen bindet in Venezuela Kräfte, die dringend zur Bewältigung der durch das Coronavirus noch verschärften Krise benötigt werden. Präsident Maduro selbst hat seine Bürger zuletzt im Staatsfernsehen auf die »schwerste Notlage in der Geschichte des Landes« eingeschworen.
Trump will offensichtlich die Gunst der Stunde nutzen. In einer Welt, die durch die Corona-Pandemie in Bann gehalten wird, lässt sich unbehelligter denn je rücksichtslose Interessenpolitik betreiben. Venezuelas Regierung ist gewarnt. 1989 wurde der einstige US-Verbündete Manuel Noriega mittels Militärintervention gestürzt. Auch damals war das Argument Drogenschmuggel.
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