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Der Letzte soll der Erste sein

Die Deutsche Fußball Liga übt weiter Minimalverzicht

Mindestens - diese Einschränkung war entscheidend, als die Führung der Deutschen Fußball Liga (DFL) den weiteren Kurs für die 36 Klubs der ersten und zweiten Bundesliga festlegte. Nach einer mehrstündigen Videokonferenz des Gremiums hieß es am späten Dienstagnachmittag also: »Das Präsidium wird der Mitgliederversammlung eine weitere Aussetzung des Spielbetriebs bis mindestens 30. April empfehlen.« Eine reine Formalie ist, dass es sich dabei um eine Empfehlung handelt. Am kommenden Dienstag werden es die Erst- und Zweitligisten in ihrer nächsten virtuellen Versammlung wohl genau so beschließen.

Unklar - und unglaubwürdig - ist der zeitliche Rahmen. Ein Wiederanpfiff in fünf Wochen scheint angesichts der weiteren Ausbreitung des Coronavirus unrealistisch. Dafür sprechen auch die Meldungen, dass die DFL intern schon längst mit einem Termin ab Mitte Mai rechnet. Als Zieldatum steht dabei der 16. Mai im Raum: Der als letzter Spieltag der Saison geplante, könnte der erste im neuen Krisenmodus werden.

Dass diese Spielzeit, egal wie und wann, nicht mehr normal zu Ende gebracht wird, darüber herrscht Einigkeit. Selbst die Option von Spielen ohne Zuschauer trifft bei den größten Kritikern auf Verständnis. »Wichtig ist uns, dass die Klubs überleben. Deswegen muss man auch Verständnis für Geisterspiele haben«, erklärt Sig Zelt. Er ist Sprecher der vereinsübergreifenden Vereinigung ProFans, in der sich vor allem die Ultraszene organisiert.

Der große, bundesweite Fanprotest Mitte März galt weniger den Geisterspielen an sich, sondern zielte vielmehr auf die unverantwortliche Haltung von Verbänden und Vereinen, die trotz erster gesellschaftlicher Einschränkungen einfach weiterspielen wollten. »Es darf nicht sein, dass das öffentliche Leben stillgelegt wird, der Profifußball aber weiterhin mit allen Mitteln versucht, eine Scheinrealität aufrecht zu erhalten.« Die damalige Kritik der größten Fanvereinigung, Unsere Kurve, ist noch immer aktuell. Denn mit dem nun öffentlich gemachten Zieltermin 30. April übt die DFL wieder nur einen Minimalverzicht - und schürt damit vor allem weitere Unsicherheit.

Wie groß der Wille des Profifußballs ist, weiterhin eine Sonderrolle zu spielen, zeigt die DFL. Sie wolle ab sofort verstärkt auf die Politik zugehen, um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Diese Möglichkeit hat nicht jeder. Dass diese Ambitionen wohl längst weiter gediehen sind als zugegeben, machte ein nicht namentlich genannter Mitarbeiter des Deutschen Fußball-Bundes über die Medien publik: Die Politik tendiere in die Willensrichtung des Fußballs.

Das ganz große Zieldatum der DFL bleibt weiterhin der 30. Juni - das offizielle Ende einer jeden regulären Saison. Ob - und wenn ja, unter welchen Umständen - das auch für diese außergewöhnliche Spielzeit zu halten sein wird, bleibt abzuwarten. Auf dem Spiel stehen die Gesundheit der Fußballer und die Chancengleichheit. Während derzeit mit Eintracht Frankfurt und Hertha BSC zwei komplette Teams unter Quarantäne stehen, üben die Wolfsburger in Gruppen weiter fleißig auf dem Trainingsplatz.

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