Tod eines Whistleblowers

Der Arzt Li Wenliang sprach als erster öffentlich über die neue Viruserkrankung - jetzt starb er selbst an dieser

  • Fabian Kretschmer
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

In der Nacht auf Freitag ist Li Wenliang im Zentralkrankenhaus Wuhan an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben. Für viele Chinesen gilt der Augenarzt als Märtyrer und Gesicht einer seit Wochen anhaltenden Gesundheitskrise. Das tragische Ende des 33-Jährigen hat in der Bevölkerung die Wut über die rigide Zensur der Regierung angestachelt wie seit Jahren nicht mehr.

Ende Dezember hatte Li in seiner Klinik ein Sars-ähnliches Virus festgestellt, an dem sich viele Patienten angesteckt hatten. In einer Chatgruppe warnte er frühere Studienkollegen aus Wuhan vor möglichen Gesundheitsrisiken. Als jemand aus der Gruppe Screenshots der Nachrichten weiterverbreitete, bestellten die Behörden Li noch in derselben Nacht ein - und drängten ihn zu einem Schweigegelübde. Mehr noch: Er musste ein Schuldeingeständnis unterschreiben, »die öffentliche Ordnung in ernster Weise bedroht« und »falsche Angaben« gemacht zu haben.

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