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Rassistische Sprüche als Karrierebegleiter

Die Anfeindungen auf Schalke waren für Jordan Torunarigha längst nicht die ersten schlechten Erfahrungen

  • Lesedauer: 3 Min.

Fliegende Feuerzeuge, Affenlaute, Beschimpfungen: Jordan Torunarigha erlebte beim Achtelfinale des DFB-Pokals auf Schalke einen Albtraum-Abend. Herthas Abwehrspieler, dessen Mutter aus Deutschland und der Vater aus Nigeria kommt, lief mit Tränen über den Platz. Die Anfeindungen waren für ihn nicht neu. Schon als Kind hatte der schwarze Deutsche unter rassistischen Beleidigungen gelitten.

Das schrieb der Fußballer am Donnerstag auch auf der Fotoplattform Instagram, wo er sich erstmals zu dem Vorfall äußerte: «Ich bin in Chemnitz geboren, habe das alles schon in der Jugendzeit durchlebt. Meine Eltern wurden beleidigt. Deshalb wühle ihn »so eine Situation wie auf Schalke so auf« und deshalb habe er »so emotional reagiert.«

Die ersten acht Jahre seines Lebens verbrachte Torunarigha mit seiner Familie in Chemnitz. Sein Vater Ojokojo war 1990 kurz nach dem Mauerfall aus Gabun dorthin gewechselt, hatte beim Chemnitzer FC einen Vertrag erhalten und war einer der ersten schwarzen Spieler im Ost-Fußball. Sohn Jordan eiferte seinem Vorbild nach, wollte auch Fußballer werden und bekam schon früh zu spüren, dass er nicht immer willkommen war.

»In Chemnitz haben mich einige Eltern meiner Freunde früher nicht akzeptiert«, berichtete Jordan Torunarigha über seine Anfangsjahre als Kicker. »Beim Fußball wurde ich komisch angeschaut. Nicht von den Kindern, die kennen Rassismus nicht. Aber von deren Eltern habe ich immer wieder eine Abneigung verspürt.«

Chemnitz ist auch heute noch Schauplatz rassistischer Anfeindungen. Der Chemnitzer FC hatte im letzten Jahr monatelang mit rechtsradikalen Attacken aus dem Umfeld zu tun. Im September trat Geschäftsführer Thomas Sobotzik entmutigt und frustriert von seinem Amt zurück, nachdem er mit Beleidigungen und Bedrohungen durch Teile der Fans zu kämpfen hatte. Zuletzt wurde es etwas ruhiger um den CFC.

Torunarighas Vater Ojokojo wurde in Chemnitz schon in den 90er Jahren Opfer von Anfeindungen. »Diskriminierungen lauerten überall«, berichtete der heute 49-Jährige der »Bild«-Zeitung. »Ich wurde bei einem Stadtfest durch die Stadt gejagt. Die Polizei half mir erst, als sie erkannten, dass ich ein Fußballprofi war«, erinnerte sich der Afrikaner.

Später zog die Familie nach Berlin-Spandau um, die Anfeindungen wurden laut Vater Ojokojo deutlich weniger. Sohn Jordan schloss sich 2006 dem Hertha-Nachwuchs an und fiel dort durch gute Leistungen auf. Er durchlief mehrere DFB-Auswahlmannschaften und schaffte mit 18 Jahren den Sprung ins Regionalliga-Team.

Ende 2016 debütierte der Verteidiger unter Trainer Pal Dardai bei den Profis. Bei dem Spiel am Dienstag auf Schalke wurde viel von ihm verlangt: Nachdem Fans ihn beleidigten, wurde er in der Verlängerung auch noch gefoult. Torunarigha konnte seine Wut nicht mehr unterdrücken und schleuderte eine Getränkekiste am Spielfeldrand durch die Gegend. Dafür wurde er vom Platz geschickt.

Vater Ojokojo erklärte, dass rassistische Anfeindungen unglaublich wehtun. »Viele, die sich jetzt darüber erheben und eine schlaue Meinung haben, wissen nicht wie es sich anfühlt, rassistisch beleidigt zu werden.« nd/SID/dpa

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