Der Sparwahn rächt sich
Nicolas Šustr über mangelnde Kapazität imNahverkehr
Die Umweltsau fährt nicht im Stall Motorrad, sondern schlief jahrelang in Parlamenten und Ministerien. Denn es ist die jahrzehntelange Unterfinanzierung von Bussen und Bahnen, die die Verkehrswende stottern lässt. In Berlin, Brandenburg, bundesweit. Die Quittung dafür hat kürzlich das Statistische Bundesamt präsentiert: Im ersten Halbjahr 2019 sind die Fahrgastzahlen im Öffentlichen Personennahverkehr gesunken. Bei den Bussen ging sie im Vorjahresvergleich um 0,8 Prozent zurück, bei Straßenbahnen und U-Bahnen lag der Rückgang bei 0,3 Prozent. Was nicht zwangsläufig an der Umstiegswilligkeit von Pendlern liegt. Vielmehr finden sie einfach keinen Platz in den Fahrzeugen.
Fahrermangel, überalterter Fuhrpark, verschlissene oder mangelnde Infrastruktur - es gibt viele konkrete Gründe, am Ende liegt es immer am Geld. Derzeit könnte der rot-rot-grüne Senat noch so viel zusätzliche Fahrten bei den Berliner Verkehrsbetrieben bestellen - sie können einfach kaum mehr liefern.
Der Finanzbedarf für einen deutlichen Ausbau wird enorm sein. Und bei den Fahrgästen wird das Geld nicht zu holen sein, wenn man es mit der Verkehrswende ernst meint. Beim Autobahnbau erwartet in der Politik auch niemand ernsthaft eine Nutzerfinanzierung. Aber das geht es ja auch um den Wirtschaftsstandort, nicht ums Klima und lebenswerte Städte.
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