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Eine Frage der Klasse
Simon Poelchau über die anhaltend hohe Konzentration des Reichtums
Ob das Glas noch halb voll ist oder schon halb leer, ist nicht nur für die Frage relevant, ob man bald wieder nachschenken muss. Das Prinzip, dass man eine Sache immer von zwei Seiten betrachten kann, ist auch für so manch eine scheinbar objektive wissenschaftliche Erkenntnis von Relevanz. So behauptet das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft, dass sich seit Beginn der 2000er Jahre in Sachen Reichtumsverteilung kaum etwas getan habe. Doch ist das eben nur die halbe Wahrheit.
Denn dass die Vermögenskonzentration seit einigen Jahren mehr oder weniger auf dem gleichen Niveau verharrt, bestreiten auch andere Ökonomen nicht. Doch weisen sie gleichzeitig darauf hin, dass der Reichtum in diesem Land extrem ungleich zwischen Arm und Reich verteilt ist. So besitzen die reichsten zehn Prozent mehr als die Hälfte des gesamtgesellschaftlichen Reichtums, während die untere Hälfte fast nichts ihr Eigen nennen darf. Gleichzeitig weisen zahlreiche Studien darauf hin, dass es immer schwieriger wird aufzusteigen, während man am oberen Ende der Leiter kaum noch Angst vor dem Abstieg haben muss.
Insofern sollte man sich lieber fragen, warum es bei der Vermögenskonzentration keine Verbesserung gab, statt sich zu freuen, dass sich nichts bewegt hat. Vielleicht ist das aber auch eine Frage der Klasse.
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