Eine Zauberkiste voller Emotionen

Neues Format, gewohnte Sieger: Spaniens Tennisspieler gewinnen zum sechsten Mal den Davis Cup

  • Lars Reinefeld und Emilio Rappold, Madrid
  • Lesedauer: 3 Min.

Gerard Piqué wusste, bei wem er sich ganz besonders zu bedanken hatte. Nach dem sechsten Davis-Cup-Triumph der spanischen Tennisspieler feierte der neue Cheforganisator des reformierten Wettbewerbs vor allem Rafael Nadal. Denn der Weltranglistenerste hatte die Spanier nicht nur mit acht Siegen in Einzel und Doppel zum Titel geführt, sondern mit der Energieleistung am Ende einer langen Saison auch dafür gesorgt, dass die Premiere des neuen Formats zumindest am Finalwochenende in Spaniens Hauptstadt Madrid zu einer großen Tennis-Fiesta wurde.

»Er war schon immer eines meiner Idole«, sagte Piqué, der sich mit seiner Investmentfirma Kosmos die Rechte am traditionsreichen Teamwettbewerb gesichert hat. Um bei der Premiere so oft wie möglich dabei sein zu können, war der 32-jährige Fußballstar vom FC Barcelona in der vergangenen Woche täglich im Privatjet zwischen Madrid und Barcelona hin- und hergeflogen.

Einiges blieb bei der ersten Auflage der Endrunde mit 18 Mannschaften noch im Argen, doch am Ende war alles wie früher. Emotionen pur erlebten die 12 500 Zuschauer auf dem ausverkauften Centre Court im »La Caja Magica«, mittendrin in der »Zauberkiste«: Nadal. »Es war das perfekte Ende der Saison«, sagte Nadal, nachdem er im Endspiel gegen Denis Shapovalov für den entscheidenden zweiten Punkt gegen die Kanadier gesorgt hatte. Danach hüpfte er ausgelassen jubelnd über den Platz.

Nadal für Spanien - das ist und bleibt eine einzigartige Verbindung. 30 Mal hat der 33-Jährige in seiner Karriere im Davis Cup ein Einzel bestritten, 29 Mal verließ er als Sieger den Platz. Nur bei seiner Premiere 2004 gegen den Tschechen Jiri Novak gab es eine Niederlage. »Es gibt Dinge, die kann eben nur ein Rafael Nadal«, brachte Teamkollege Feliciano Lopez die Einzigartigkeit Nadals auf den Punkt.

Der sechste spanische Triumph wird allerdings nicht nur mit dem Namen Nadal in Erinnerung bleiben. In Roberto Bautista Agut hatten die Gastgeber einen weiteren Helden. Drei Tage nach dem Tod seines Vaters stand er am Sonntag im Finale wieder auf dem Platz und stellte mit seinem Auftaktsieg gegen Felix Auger-Aliassime die Weichen auf Sieg. »Ich habe hier acht Spiele gewonnen, aber ich sage euch das mit der Hand auf meinem Herzen: Entscheidend bei diesem Davis Cup war Roberto«, sagte Nadal nach dem gewonnenen Endspiel über die emotionale Ausnahmeleistung seines Teamkollegen.

Bautista Agut vergoss nach dem Triumph zahlreiche Tränen, doch auch Nadal hatte feuchte Augen, als sich der 31-Jährige über das Hallenmikrofon für die Unterstützung in den schweren Tagen bedankte. »Jeder Spieler, vor allem Rafa, war wirklich unglaublich. Danke, dass ihr für mich da wart«, sagte Bautista Agut.

Piqué verfolgte die rührenden Momente zufrieden neben seiner Frau Shakira auf der Tribüne. Die Kolumbianerin hatte den Finaltag mit einem Konzert auf dem Centre Court eingeläutet, Nadal und Co. sorgten danach für die sportliche Show. Im Kampf um die Deutungshoheit im Gerangel der verschiedenen Tenniswettbewerbe stand ihm Nadal dann zur Seite. »Es gibt ein paar Dinge, die man verbessern kann, wie zum Beispiel die Anfangszeiten der Spiele. Aber fast alles war sehr gut«, sagte der Mallorquiner. Der »neue Davis Cup« habe eine »große Zukunft«, sagte Nadal auch in Richtung seines Rivalen Roger Federer, der den Wettbewerb abgelehnt und dafür mit Deutschlands Spitzenspieler Alexander Zverev einige Showkämpfe in Südamerika absolviert hatte. dpa/nd

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