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Bloß nicht unpolitisch sein
Robert D. Meyer mahnt Vereine zu größter Vorsicht vor der AfD
Die Rechte ist bekannt dafür, erfolgreiche politische Strategien bei der Linken abzukupfern. Die einstige Stärke der SPD basierte auch darauf, dass die Genossen eben nicht nur Sozialdemokraten sind, sondern sich viele auch in Vereinen vor Ort engagieren, die unmittelbar nichts mit Politik zu tun haben. Und mit wem ich beim Vereinsfest oder nach der Kegelmeisterschaft noch ein Bierchen zische, der kann doch eigentlich kein so schlechter Typ sein. Oder?
Genau hier will die AfD mit ihrer Strategie des »Marschs durch die Organisationen« ansetzen. Ihr dämmert, dass sie mit dem Konzept der permanenten Provokation allein an Grenzen stößt. Wer bisher noch nicht bereit ist, AfD zu wählen, wird auch nach der hundertsten Wiederholung, warum Flüchtlinge für alles Übel verantwortlich seien, kein Kreuz bei der extremen Rechten machen.
Anschlussfähiger an breitere Gruppen könnte die AfD werden, wenn es ihr gelingt, den vorpolitischen Raum zu besetzen und ihre Ideologie langsam einsickern zu lassen. In einer kleinen lokalen Umweltschutzgruppe etwa, die sich vielleicht für den Erhalt einer Wiese einsetzt, oder im Trachtenverein, der doch nur das regionale Brauchtum bewahren will.
Vereine, mögen sie auch selbst meinen, sie hätten mit der großen Politik nichts zu tun, müssen extrem vorsichtig sein. Es gilt, konsequent Widerspruch zu üben, wenn sich Mitglieder rassistisch äußern oder die pluralistische Gesellschaft infrage stellen. Sonst macht man es der AfD viel zu leicht bei ihrer Ausbreitung.
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