Afrikanische Schweinepest rückt näher

Polen meldet erkranktes Tier nahe Brandenburg / Auch der Nordosten ist in Alarmbereitschaft

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 3 Min.

»Für uns heißt das erhöhte Alarmbereitschaft auf allen Ebenen!« So reagierte Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD) am Wochenende auf eine Meldung, die am Samstag bei der Landesregierung in Schwerin eingegangen war: Bei einem tot aufgefundenen Wildschwein in der polnischen Woiwodschaft Lebus, etwa 80 Kilometer von der Grenze zu Brandenburg entfernt, hatten Veterinäre im Rahmen einer vorsorglichen Untersuchung die vor allem von Viehhaltern und Züchtern gefürchtete Afrikanische Schweinepest (ASP) festgestellt. Noch nie zuvor war ein solcher Infektionsträger so nah an Deutschland heran gekommen.

Ein einziges befallenes Schwein und gleich »Alarmbereitschaft«? Wie gerechtfertigt das ist, zeigt ein Geschehen, das im August 2018 aus China gemeldet wurde: Erstmals war dort bei einem verendeten Schwein ASP festgestellt worden. Wochen später war die Zahl der erkrankten Tiere auf etwa 60 gewachsen. Im November ließ die Regierung 120.000 Schweine töten, um die Epidemie zu stoppen.

In Europa sind vor allem östliche Länder von der Tierseuche betroffen, die für Menschen absolut ungefährlich ist. So wurden dem Friedrich-Loeffler-Institut, das im Auftrag der Bundesregierung Forschungen auf dem Gebiet der Tiergesundheit unternimmt, seit Jahresbeginn aus Rumänien 1586 ASP-Fälle bei Haus- und 569 Erkrankungen bei Wildschweinen gemeldet. Polen ist mit 48 Haus- und 1943 Wildschweinen in jener Statistik vertreten. Ungarn hat ausschließlich Wildschweine als ASP-befallen gemeldet: 1311 Stück. Die Erkrankungen in den übrigen Ost-Ländern liegen im zwei- oder dreistelligen Bereich.

In der Bundesrepublik sind die Behörden seit Jahren auf ein eventuelles Auftreten der Virusinfektion vorbereitet und haben die dann nötigen Schritte bereits durchexerziert, unter anderem 2018 im Rahmen einer gemeinsamen Übung von Deutschland und Polen. Prävention steht zwar stets im Vordergrund aller Bemühungen, doch eine Maßnahme, die viele Krankheiten zu verhüten hilft, greift bei der Afrikanischen Schweinepest nicht: die Impfung. Es gibt keinen Impfstoff zu ASP.

Tritt die meldepflichtige Krankheit auf - schon einen Verdacht müssen Tierhalter anzeigen - wird der jeweilige Schweinebestand restlos getötet. Nahezu 26 Millionen Schweine stehen in deutschen Ställen; verständlich, dass die Menschen, deren Existenz von diesen Tieren abhängt - allein in Brandenburg sind es rund 760.000 Borstenviecher - mit großer Sorge auf jede Meldung vom Nahen der gefürchtete Seuche reagieren.

So jetzt auch in Mecklenburg-Vorpommern, wo nahezu 850.000 Hausschweine gezählt werden. Dort hat Minister Backhaus die Bürgerinnen und Bürger dazu aufgerufen, Ruhe zu bewahren: Das Land habe Notfallpläne für den Fall einer ASP-Einschleppung ausgearbeitet, auch stehe ein Spezialzaun zur Abgrenzung eines möglichen Infektionsherdes bereit »Wichtig ist, dass nun vor allem die Schweinehalter ihre Biosicherheitsmaßnahmen hochfahren und keinerlei Risiko eingehen«, betont der Ressortchef.

An die Jäger appelliert der Minister gerade mit Blick auf die Drückjagdsaison um höchste Wachsamkeit und Sensibilität: »Jeder Totfund, insbesondere in Grenzgebieten, muss unverzüglich den zuständigen Behörden gemeldet werden«, betont Backhaus. Wie er ankündigte, werden Bund und Länder in den kommenden Tagen und Wochen ihren Austausch in punkto ASP intensivieren und über mögliche weitere Maßnahmen »transparent informieren«.

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