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Trump geht über Leichen
René Heilig misst die Gnade des Präsidenten am Prozess von Nürnberg
Ob Trump je von Robert Jackson gehört hat? Der war US-amerikanischer Ankläger gegen die Nazi- und Kriegsverbrecher in Nürnberg und sagte 1945 in seinem Eröffnungsplädoyer: »Wir dürfen nicht vergessen, dass nach dem gleichen Maß, mit dem wir die Angeklagten heute messen, auch wir morgen von der Geschichte gemessen werden.« Also messen wir und behalten dabei im Auge, dass der Vorwurf von Mord nicht an die Anzahl der Opfer oder die Herkunft der Täter gebunden ist. Die US-Justiz verurteilte - was selten genug geschieht - US-Soldaten. Sie haben in Irak und Afghanistan nachweislich Kriegsverbrechen begangen. Doch Gnade vor Recht - der sich gottgleich wähnende US-Präsident ließ sie frei und hob Degradierungen auf.
Das Signal ist klar. Es macht den Abstand zwischen »Herrenmenschen« und »minderem Leben« deutlich. Wenn Trump diesem seinem Grundsatz weiter folgen will, sollte er konsequenterweise wie einst die deutsche Wehrmacht nach dem Überfall auf die Sowjetunion einen entsprechenden Kriegsgerichtsbarkeitserlass herausgeben. Der besagte, dass Hitlers Soldaten, die Verbrechen an der Zivilbevölkerung begehen, nicht verfolgt werden müssen. Es sei denn, die »Manneszucht« der Truppe ist gefährdet. Genau das fürchten einstige und noch aktive Soldaten in den USA und protestieren gegen die Präsidentenorder. Eine Kritik an der verheerenden America-First-Ideologie ist das freilich nicht.
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