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Undankbare Jobs
Simon Poelchau meint, dass die Notenbanken die Scherben aufkehren müssen, die die Politik hinterlässt
Ob Mario Draghi Mitleid mit US-Notenbankchef Jerome Powell hat? Zumindest wird sich der jetzt abgetretene Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) gut in die Lage seines Kollegen von der Fed, die am Mittwoch zum dritten Mal im Jahr die Zinsen senkte, hineinversetzen können.
Denn diesseits wie jenseits des Atlantiks gilt: Die Notenbanken müssen die Scherben aufkehren, die die Politik hinterlässt. So war die Antwort auf die Eurokrise in Berlin, Brüssel und Co. immer dieselbe: sparen, sparen, sparen. Doch der Austeritätskurs verschärfte die Krise noch. Die einzige Institution, die dagegensteuerte, war die EZB, die die Finanzmärkte mit billigem Geld flutete und so die Konjunktur stabilisierte.
Ähnlich ist es nun mit der Fed. Während US-Präsident Donald Trump mit seinen Attacken im Welthandel einen Scherbenhaufen anrichtet, muss Powell den Schaden minimieren, indem er die Zinsen senkt und so die Konjunktur stimuliert.
Einen Unterschied gibt es indes zwischen Powell und Draghi: Während Draghi für seine Bemühungen, die Eurozone zu retten, vor allem aus Deutschland angefeindet wurde, zwingt Trump den Fed-Chef, hinter sich aufzuräumen. Doch beide Jobs sind beziehungsweise waren undankbar.
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