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Kalbitz im dunkelbraunen Gestrüpp
AfD Spitzenkandidat kann sich an Besuch in rechtsextremem Camp nicht erinnern / Neonaziaufmarsch in Rom wirft weitere Fragen auf
Potsdam. Brandenburgs AfD-Vorsitzender Andreas Kalbitz soll nach Recherchen der ARD und des RBB bereits 1993 an einem Sommerlager des rechtsextremen Vereins »Die Heimattreue Jugend« teilgenommen haben. Auf Nachfrage sagte Kalbitz der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag, er könne sich daran nach so vielen Jahren nicht erinnern. »Das ist Wahlkampfgetöse, fast 30 Jahre her und auch deshalb persönlich nicht rekapitulierbar«, sagte der AfD-Spitzenkandidat für die Landtagswahl am kommenden Sonntag. »Ich habe Bezüge aus der Vergangenheit offen eingeräumt und nehme für mich in Anspruch, auch eine persönliche Entwicklung durchlaufen zu haben.«
Kalbitz hatte bereits zugegeben, dass er 2007 an einem Pfingstlager des Vereins »Heimattreue Deutsche Jugend« teilgenommen hatte, der zwei Jahre später vom Bundesinnenministerium verboten wurde.
Der »SPIEGEL« machte am Freitag öffentlich, dass Kalbitz 2007 an einem rechtsextremen Aufmarsch in Athen teilgenommen und sich mit 13 anderen deutschen Rechtsextremisten in einem Hotel einquartierte, darunter NPD-Chef Udo Voigt.
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Dies belegt ein Dokument aus der deutschen Botschaft in Athen, das eine Verbindungsbeamtin des Bundeskriminalamtes (BKA) damals vor Ort verfasst hat und das dem »SPIEGEL« vorliegt.
»Die AfD ist eine demokratische Partei und distanziert sich damit klar - wie ich auch - von Rechtsextremismus«, so Kalbitz. »Alles andere ist der fast schon hysterische Versuch der politischen Konkurrenz, Sachthemendefizite durch ein künstliches Feindbild zu kaschieren.«
Für die Grünen-Spitzenkandidatin Ursula Nonnemacher passen diese neuen Informationen ins Bild von Kalbitz, der zum rechtsnationalen »Flügel« der AfD gehört. »Auffällig viele Bekanntschaften, Kontakte und zumindest frühere Freizeitaktivitäten von Herrn Kalbitz führen direkt ins dunkelbraune Gestrüpp«, sagte Nonnemacher. dpa/nd
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