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Man kann steuern ohne Vorschrift
Stephan Fischer über Lesarten von Zuwanderungsstatistiken
Aus gutem Grund kann Politik Menschen nicht den Wohnort vorschreiben. Bräuchte sie auch gar nicht: Die Menschen drängeln sich schon von ganz allein in den großen Städten. Nicht etwa, weil sie alle die Enge und steigende Wohnkosten lieben - sondern weil sie die Erwerbsstrukturen dieser Gesellschaft mit der Notwendigkeit des Einkommens in die städtischen Zentren samt deren Erwerbsmöglichkeiten zwingen. Denn auch da lohnt ein Blick auf den Osten Deutschlands: Während Leipzig und Dresden wachsen, werden die Menschen dazwischen immer weniger.
Die Menschen gehen dort nicht weg, weil sie wollen. Sondern weil Ausbildung, Arbeit und fehlende bzw. verschwindende Infrastruktur sie dazu zwingen. Hier könnte Politik ansetzen. Nicht durch Zwang, nicht durch Kürzungen. Aber vielleicht durch gelockerte Verwaltungsvorschriften? Auch die Steuergestaltung könnte da etwas steuern. Oder durch ein Grundeinkommen, das Menschen auch an »wirtschaftlich uninteressanten« Orten bleiben lässt? Oder andersherum: mit der ernsthaften Ansiedlung von Institutionen oder Universitäten, um die herum dann wieder Erwerbsmöglichkeiten entstünden. Im Moment verödet die Provinz aus scheinbar »ökonomischer Alternativlosigkeit«. Aber Letztere besteht nicht ewig, sondern nur so lange, bis genügend Menschen daran zu zweifeln beginnen.
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