Ein Deal ist kein Bündnis

Felix Jaitner über das türkisch-russische Waffengeschäft

  • Felix Jaitner
  • Lesedauer: 2 Min.

Für eingefleischte Transatlantiker ist die Welt spätestens seit dem Brexit und der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten aus den Fugen geraten. Plötzlich gelten die bekannten Spielregeln als überkommen, werden alte Gewohnheiten aufgegeben. Als eine weitere Bestätigung für diese Entwicklung gilt ihnen der türkisch-russische Waffendeal. Am Freitag lieferte der staatliche Rüstungskonzern Almaz-Antej die ersten Raketen des Luftabwehrsystems S-400 an die Türkei, die Gesamtkosten des Geschäfts belaufen sich auf 2,5 Milliarden Euro.

Die US-Regierung schäumt. Allen Drohungen und Einschüchterungsversuchen zum Trotz hat die Türkei das Geschäft durchgezogen. Nun steht sogar die NATO-Mitgliedschaft des Landes auf dem Spiel. Allerdings bedeutet das Waffengeschäft noch lange keine vermutete türkisch-russische Allianz. Beide Länder eint das Bestreben, wirtschaftlich aufzuholen und ihre Position im Nahen Osten zu stärken. Doch wie in Syrien deutlich wurde, verfolgen sie dabei zum Teil sehr unterschiedliche Strategien und treten zum Teil als Konkurrenten auf. Hinzu kommt: Außer Waffen und Energierohstoffen hat Russland wirtschaftlich wenig anzubieten, was einem Bündnis enge Grenzen setzt.

In einem Punkt haben die Transatlantiker jedoch Recht: Im Zuge der globalen Umbrüche werden die »etablierten Spielregeln« immer offener in Frage gestellt - allerdings weniger von der Peripherie, sondern von den USA selber. Ein türkisch-russischer Waffendeal dürfte darauf relativ wenig Einfluss haben.

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