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- 1. FC Union Berlin
Union meldet Eigenbedarf an
Alexander Ludewig über den neuen Hauptsponsor des Fußballklubs
Wenn in Berlin an einem Tag erst 77.000 Unterschriften für das Volksbegehren »Deutsche Wohnen & Co enteignen« an die Senatsinnenverwaltung übergeben werden und dann der 1. FC Union einen Immobilienriesen als neuen Hauptsponsor vorstellt, kann es nur einen Verlierer geben. Seit Freitag wird, vor allem in den sozialen Medien, heftig darüber gestritten, wie sympathisch dieser Fußballklub aus Köpenick denn nun wirklich ist.
Um sprachlich im Kontext zu bleiben: Union hat nach dem Aufstieg in die Beletage des deutschen Fußballs Eigenbedarf angemeldet. Die Entscheidung, Aroundtown SA für geschätzte 1,5 Millionen pro Jahr auf den Trikots werben zu lassen, ist keine gute. Die auf Gewerbeimmobilien spezialisierte Firma hat als zweitgrößten Aktionär den zwielichtigen und weltgrößten Treuhänder Blackrock. Das Tochterunternehmen Grand City Properties mischt mit 8000 Wohnungen in Berlin dermaßen unsozial auf diesem Markt mit, dass eine durchschnittliche Rendite von 20 Prozent pro Jahr möglich ist. Aufs Steuersparen ist die gesamte Unternehmensgruppe spezialisiert.
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Kritik bekommt der 1. FC Union für seine Entscheidung in Zeiten von Verdrängung und Gentrifizierung reichlich - und zu Recht. Vielleicht wurde auch deshalb auf die sonst übliche Pressekonferenz zur Vorstellung eines neuen Hauptsponsors verzichtet. Und hoffentlich bekommt der Klub den Unmut vieler Fans auch finanziell zu spüren - wenn sie, wie in den vergangenen Tagen angekündigt, wirklich darauf verzichten, das neue Trikot mit dem Schriftzug der »Heuschrecke« zu kaufen.
Die ganz große Überraschung kann solch ein Deal aber nur für Außenstehende sein. Denn die sind es auch, die für eine Verklärung des Wirkens dieses Vereins stehen. Die viel zitierte Beschreibung »Kultklub« beispielsweise kommt kaum einem Unioner über die Lippen. Die wiederum können von vielen anstrengenden Diskussionen über die Kommerzialisierung ihres Vereins in den vergangenen Jahren berichten. Sie war immer ein Thema. Profitorientierte, also meist unsozial agierende Sponsoren gab es bei Union auch schon immer, gute Gründe für die große Anziehungskraft des Klubs ebenso - und immer noch.
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