- Politik
- Mieten
(Un)Bezahlbares Grundrecht
Der Mieterbund wirbt beim Deutschen Mietertag für eine Verfassungsveränderung
Berlin. Es ist eine aussterbende Spezies in Deutschlands Großstädten: die leerstehende Mietwohnung. In Berlin etwa sank die Leerstandsquote innerhalb von zehn Jahren von 4,2 auf zuletzt 0,9 Prozent. Wer da noch meint, eine bezahlbare Wohnung in der Innenstadt finden zu können, der glaubt an ein Wunder. Damit die Situation nicht so bleibt oder sich gar noch zuspitzt, fordert der Deutsche Mieterbund (DMB) die Einführung eines Grundrechts auf angemessenes und bezahlbares Wohnen, zum Beispiel in einem neuen Artikel 14 a im Grundgesetz. »Die Aufnahme dieses Grundrechts ins Grundgesetz könnte eine große Ausstrahlungswirkung entwickeln und hätte für die Auslegung und Bewertung von wohnungsrechtlichen Gesetzen eine entscheidende Bedeutung«, erklärt DMB-Präsident Franz-Georg Rips im Interview mit »nd«.
Unterdessen wird auf dem vom Donnerstag bis Samstag in Köln stattfindenden 68. Mietertag ein Nachfolger für Rips gewählt, der aus Altersgründen an der Spitze des größten deutschen Mietervereins aufhört. Als neuer Präsident kandidiert der bisherige DMB-Bundesdirektor Lukas Siebenkotten. Auf der Delegiertenversammlung des Mieterverbandes wird auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) anwesend sein. Doch wird sie da vermutlich einiges zu hören bekommen. »Bloße Parolen und Lippenbekenntnisse, wie ›bauen, bauen, bauen‹« reichten nicht aus, kritisierte Rips jüngst die Untätigkeit der Großen Koalition.
Fest der Linken 2019: Wie holt man sich die Stadt zurück?
Mietendeckel, Mietpreisbremse oder gleich Enteignung der großem Konzerne wie Deutsche Wohnen? Wohnen als soziale Frage drängt mit Macht aufs politische Parkett. Mit Harald Wolf, Sprecher für Verkehr, Energiewirtschaft, Beteiligungen der Berliner Linksfraktion, mit der Grünen-Abgeordneten Katrin Schmidberger und der Gruppe „Deutsche Wohnen & Co. enteignen!“ / dasND.de/fdlWohnen
Dossier: Wem gehört die Stadt?
Gegen den Ausverkauf der Wohninfrastruktur und des öffentlichen Raums
Verwertung einer Mieternation
Wie die heutige Situation auf dem deutschen Wohnungsmarkt erschaffen wurde
Die Städte denen, die drin wohnen
Wohnen ist in den Mittelpunkt sozialer Fragen gerückt - wie können Antworten von Links in einer stark befeuerten Debatte aussehen?
nd-Serie: »Muss die Miete immer teurer werden?«
Andrej Holm räumt in einer 2017 von "neues deutschland" und der Rosa-Luxemburg-Stiftung 2017 präsentierten Serie mit Mythen über Wohnungsbau, Wohnungswirtschaft und Mieten auf.
dasnd.de/WohnenHolm
Dabei verteidigt der DMB nicht nur im Politikbetrieb die Rechte der Mieter, sondern berät auch viele von ihnen bei juristischen Auseinandersetzungen mit dem Vermieter - etwa im Rahmen von Eigenbedarfskündigungen. Und diese nehmen zu. Schätzungsweise 13 400 entsprechende Gerichtsverfahren hat es laut DMB 2017 gegeben - rund fünf Prozent mehr als 2016. spo Seite 2
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.