Die Grünen haben Schwein

Mit der Präsentation von Plakaten starteten die Grünen in Brandenburg am Donnerstag ihren Landtagswahlkampf

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

»Eins, zwei, drei«, kommandiert die Abgeordnete Ursula Nonnemacher (Grüne). Dann zieht sie am Donnerstagmorgen vor dem Potsdamer Landtag mit ihrem Fraktionskollegen Benjamin Raschke das schmutzige grüne Vorhangtuch weg. Ein Großflächenplakat kommt zum Vorschein. Darauf steht: »Hallo Zukunft. Tschüss Stillstand.«

Stillstand herrschte angeblich jahrelang unter der rot-roten Koalition. Die Zukunft, das sollen die Grünen sein. In diesem Jahr lagen sie in allen Umfragen bei zehn oder zwölf Prozent, bei der Europawahl am 26. Mai erzielten sie in Brandenburg 12,3 Prozent. Raschke sagt mit Blick auf die Landtagswahl im September: »Wir wollen auf jeden Fall zweistellig werden.« Erstmals könne sein Landesverband sogar Wahlkreise gewinnen - die Wahlkreise 21 und 22 in Potsdam und Potsdam-Mittelmark.

Doch es ist in der Vergangenheit schon vorgekommen, dass die Grünen innerhalb weniger Monate vor einer Wahl noch deutlich zurückgefallen sind. So hatte sich Renate Künast (Grüne) 2011 schon als Regierende Bürgermeisterin von Berlin gesehen. Doch daraus wurde nichts. Brandenburgs Grünen versuchen, auf dem Teppich zu bleiben. Im Moment haben sie einen Lauf. Sie müssen sich wegen der Fünf-Prozent-Hürde nun keine Sorgen mehr machen. Bei der Landtagswahl 2014 war es mit 6,1 Prozent durchaus noch knapp gewesen. Doch innerhalb kurzer Frist schnellte die Mitgliederzahl im Landesverband nun von rund 1000 auf 1662 hoch. Mit so einer Basis lässt sich schon etwas anfangen.

So stellte sich Vanessa Jordan-Heinrich als Model für ein Plakat »Hallo Klima. Tschüss Braunkohle« zur Verfügung. Die 22-Jährige stammt aus der Lausitz, wo der Rohstoff gefördert wird, studiert aber in Potsdam, will Lehrerin für Politische Bildung und Biologie werden - theoretisch auch Politikerin. Kandidatin für den Landtag ist sie immerhin. Aber mit Platz 21 auf der Landesliste der Grünen hat sie praktisch keine Chancen, am 1. September ins Parlament einzuziehen.

Sicher wieder drin sind Ursula Nonnemacher und Benjamin Raschke. Sie bilden das Spitzenkandidatenduo der Grünen und werden im Wahlkampf zusammen auf einem Plakat zu sehen sein, auf dem steht: »Hallo Ursula. Hallo Benjamin.« Die Schrift ist dabei größer als es die Köpfe sind. Von den vielen Porträtplakaten, mit denen Brandenburg zur Kommunal- und Europawahl vollgehängt war, möchten sich das Spitzenduo mit kalkulierter Bescheidenheit abheben. Auf weiteren Plakaten wird es beispielsweise heißen: »Hallo Biene. Tschüss Pestizide«, »Hallo Grunz, Tschüss Quälerei« (mit einem abgebildeten Schwein) oder »Hallo Kinder. Tschüss Armut«. Denn die Grünen geben sich inzwischen einen betont sozialen Anstrich.

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