Unbestechlicher Linker
Zum Tode des politischen Aktivisten Klaus Vack
Zu den frühen Erinnerungen von Klaus Vack gehört der Krieg. Geboren 1935, hatte er als Kind »eine fürchterliche Angst vor den Luftangriffen in Offenbach bei Frankfurt«, wie er in einem nd-Interview erzählte. Die Mutter brachte ihn zu Verwandten nach Thüringen, wo ihm ein Onkel, aktiv in der bekennenden Kirche, als wieder Frieden war, erklärte, wer an diesem Krieg schuld war: die Deutschen.
Das hat Klaus Vack tief geprägt. Er engagierte sich zunächst in der hessischen Naturfreundejugend, ging zu Friedensdemos, protestierte gegen die erst schleichende, dann immer offensichtlichere Remilitarisierung und Wiederbewaffnung Westdeutschlands. Er arbeitete im Verband der Kriegsdienstverweigerer und gehörte zu den Organisatoren der ersten Ostermärsche. Überall, wo Linke in der alten Bundesrepublik aktiv wurden, wo sie organisatorischen Halt brauchten, waren Klaus Vack und seine Frau Hanne nicht weit. Sie drängten sich nicht nach vorn, sie wollten weder Posten noch Macht; sie wollten, dass die Linken kämpfen und kämpfen können. Oft genug war ihr Wohnzimmer im Odenwald das Organisationsbüro.
»Ich hatte Angebote, in die etablierte Politik einzusteigen«, erzählte Vack dem »nd«, »aber ich habe immer abgelehnt, weil ich spürte, dass da irgend etwas nicht zusammenpasst. Ich wollte keine Kröten schlucken, sondern morgens in den Spiegel schauen können.« Kurz war er Mitglied einer Partei, als junger Mann, in der SPD. Die warf ihn raus, weil er den Sozialistischen Studentenbund unterstützte. Vack gründete gemeinsam mit Andreas Buhro das Sozialistische Büro, eine Instanz für linke, undogmatische Kampagnenpolitik. Sie organisierten Solidaritätskongresse und Zukunftswerkstätten. Vack kämpfte gegen Atomkraftwerke, den Abbau von Bürgerrechten und die Berufsverbote. Er kritisierte die Atomrüstung in West und Ost. Die DDR ließ ihn seit 1968 nicht mehr einreisen, weil er gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings protestiert hatte. In den 80ern gründete er das Komitee für Grundrechte und Demokratie, seit den 90ern organisierte er Hilfslieferungen für die Menschen in den Kriegs- und Krisengebieten des früheren Jugoslawien. Ein Mann mit Haltung, der er immer praktisches Handeln folgen ließ. So ziemlich jeder Linke in der Alt-Bundesrepublik dürfte ihn gekannt haben.
»Wir wollten Sand im Getriebe sein«, sagte er im nd-Interview. Und: »Der Weg darf nicht im Widerspruch zum Ziel stehen. Wenn ich Frieden will, darf ich mich nur friedlicher Mittel bedienen. Man kann keine Bomben für den Frieden werfen.«
Klaus Vack sammelte Kinderbücher und verschenkte sie freigiebig an Freunde und Besucher. Vielleicht war das sein Ausgleich, den ein Kämpfer braucht. Er wollte Menschen animieren, aktiv zu werden. Die rebellischen Schülerproteste der Fridays-for-Future-Bewegung dürften ihm sehr gefallen haben. Am 18. Mai, einen Tag nach seinem 84. Geburtstag, ist Klaus Vack gestorben - ein aufrechter, unkorrumpierbarer Linker.
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